Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

im Laufe der Sonne und Sterne, wie sie vom Monde aus sich darstellen, eine selenitischerseits hierauf begründete Zeiteintheilung vereiteln würden.


111. [153.]


Die beiden Hälften sind die beiden Theile der Welt, die eine die alte Welt, bestehend aus Europa, Asien, Afrika, die andere die neue mit Nord- und Südamerika. Dass ich aber diesen Unterschied der Hälften mehr auf den Norden beschränkt habe, ist deswegen geschehen, weil Magellanica, ein durch Süden sich lang hinstreckendes Land, noch unbekannt ist und sich immer weiter erstrecken soll in beide Hemisphären, sowohl der neuen als auch der alten Welt.

Den Anblick dieser beiden Hälften hat man sehr deutlich, wenn man auf einen Atlas die östliche und die westliche Halbkugel der Erde, welche dort gewöhnlich auf einem Blatte neben einander dargestellt sind, ansieht. Man erblickt dort auch ‚Magellanica‘, das heutige Australien, mit den zugehörigen unzähligen Inseln, wie es sich im Süden von der alten Welt in die neue hineinzieht. Kepler nannte es so, weil den Anfang der Entdeckung Australiens Magelhaens[UE 1] machte [1521 mit den Marianen]. Die weitere Entdeckung erfolgte sehr langsam, erst 1616 wurden Theile des Continents erforscht, so dass Kepler nur sehr ungenügende Kenntnisse von dem fünften Erdtheil haben konnte. Vergl. auch folgende Commentare.


112. [154 u. 155.]


[154] Ich habe den Anblick der alten Welt einen dunkleren genannt, weil ich annahm, dass die Länder schwärzlich seien. Gewissermassen zusammenhängende Flecken habe ich gesagt, weil Europa mit Asien in Skythien zusammengehalten wird, Asien mit Afrika in jenem Theil von Arabien, der zwischen Aegypten und Palästina liegt.

[155] Den Anblick der Hälfte, worin die neue Welt liegt, habe ich etwas heller genannt aus derselben irrigen Annahme, weil sie mehr Meere, die grossen Gebiete des inneren sowohl, wie des äusseren Oceans, hat, die Amerika in der Mitte zu einem engen Isthmus zusammenzwängen, es gleichsam erdrosseln.

Den Mondbewohnern wird also die alte Welt heller als die neue erscheinen. Nach der Vorstellung Keplers hängt Europa mit Asien durch das Land zwischen dem schwarzen Meer und der Ostsee zusammen, das früher

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Fernão de Magelhaens, portugiesischer Seefahrer, geb. 1480, wollte einen neuen Seeweg nach den Molukken auffinden, entdeckte die nach ihm benannte Strasse, das stille Meer und die Marianen. Gest. daselbst 1521.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_140.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)