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eines gewissen Franzosen auf. Aber die Forschungen William Gilberts über den Magnetismus und die vielen sorgfältig erwogenen Experimente desselben haben diese oberflächlichen und irrigen Versuche Lügen gestraft. Ausser dem Pol giebt es keinen bestimmten Punkt auf der Erdoberfläche nach dem die Magnetnadel hinweist, wohl aber aller Orten bergige Erhebungen, die die Nadel ein wenig beeinflussen. s. Schluss dieses Commentars.

Die Verfinsterungen des Mondes blieben bis in die 2. Hälfte des XVII. Jahrhunderts das beste Mittel zur Längenbestimmung, obgleich sie wegen der Unsicherheit, mit welcher der erste Moment der eigentlichen Finsterniss in Folge des verschwommenen Halbschattens sich nur ermitteln lässt, wenig genaue Resultate geben. Um diesem Uebelstand zu begegnen, benutzte Kepler die Sonnenfinsternisse dazu, da der Anfang und die Phasen dieser sich weit schärfer beobachten lassen. Die Vorausberechnung setzt aber schwierige Rechnungen und eine genauere Kenntniss der Bewegungen des Mondes voraus, als man sie zu Keplers Zeiten hatte und er berechnete auch deshalb u. A. den Längenunterschied zwischen Graz und Oranienburg um ca. 2° zu hoch. Daher wohl auch sein absprechendes Urtheil über diese sonst gute Methode. Das ferner angegebene Bestimmungsverfahren auf Grund von Fixsternbedeckungen durch den Mond beruht auf ähnlichen Principien, wie das vorhergehende und ist mit denselben Fehlern behaftet. Auffallend ist es, dass Kepler hier der Methode der Monddistanzen keine Erwähnung thut, obgleich sie ihm nicht unbekannt sein durfte; denn bereits Amerigo Vespucci[UE 1] soll sie angewandt haben; sicher ist, dass der deutsche Astronom Werner[UE 2] sie schon 1514 in Vorschlag gebracht hatte.[UE 3] Es werden bei diesem Verfahren mittelst Sextanten die Winkelabstände des Mondes von der Sonne

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Amerigo Vespucci, italienischer Seefahrer, geb. 1451 in Florenz, gest. 1512 zu Sevilla.
  2. Joh. Werner, Astronom und Geograph, geb. 1468 zu Nürnberg, gest. dort 1528.
  3. Siegmund Günther meint [in s. Schrift: ‚Kepler u. d. tellurisch-kosmische Magnetismus‘, S. 42, Anm. 5], dass das 2. von Kepler erwähnte Verfahren wohl auf die Längenbestimmung durch Monddistanzen zu beziehen sei; eine Meinung, der ich insofern beipflichten muss, als beide Methoden im Princip ja gleich sind, indem für eine Bedeckung die Distanz Fixstern–Mondrand nur eben = 0 geworden ist. Kepler erwähnt die Methoden der Längenbestimmung an verschiedenen Stellen in seinen Werken, so in ‚Astronomia‘ [K. O. O. VI, S. 299]; hier meint er unzweifelhaft einmal die der Mondfinsternisse und ein andermal die der Monddistanzen. In einem Brief an Krüger [ebenda S. 23] ist nur von der Methode der Mondfinsternisse die Rede. Ich schliesse daraus, dass er die beiden wohl als ein und dieselbe ansieht, wie es ja auch im Princip in der That der Fall ist.
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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_128.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)