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um 159 oder vielmehr um eine Kleinigkeit weniger näher als wir und unsere Erde. Daher ist die Sonne in jener Hemisphäre des Mondes, welche von ihr beleuchtet wird, auch im Verhältniss grösser zu sehen, d. i. ungefähr 1/2 Skrupel. Die Alten haben jedoch an ein viel kleineres Verhältniss der Bahnen geglaubt, nämlich an ein solches von 1 : 18, das ist etwas weniger als 2 Skrupel; s. C. 77. [109].

Die Sonne zeigt den Erdbewohnern ungefähr denselben scheinbaren Durchmesser, wie der Mond, deshalb nimmt Kepler ohne Weiteres dieselbe Grösse dafür an; N. [126]. Streng genommen sind die scheinbaren Durchmesser nicht ganz gleich: der der Sonne schwankt zwischen 31′ 31″ und 32′ 35″ – im Mittel = 32′ 2,4″ – und der des Mondes zwischen 29′ 24″ und 33′ 34″ – im Mittel =31′ 8″ –.

Der Neumond kommt der Sonne ungefähr um den halben Durchmesser seiner Bahn näher als die Erde [Fig. 11] und da Kepler das Verhältniss der Bahnen wie 1 : 60 angiebt, so würde dieses Stück 160 sein. Wir wissen aber, dass es nur 1400 ausmacht und danach würde die Vergrösserung nur 4,5 Bogensekunden betragen, ein Werth, der nicht mehr in die Erscheinung treten dürfte.


86. [119.]


Aus obiger Note 109 geht hervor, dass sich für die Privolvaner der Mitte die Sonne um Mittag 3mal [tertia parte] langsamer bewegt, als für die Subvolvaner um den ihrigen; s. auch C. 77.

In Note [109] ist nachgewiesen, dass der Neumond sich 4 resp. 11/2mal langsamer bewegt als der Vollmond. Jedenfalls ist aber der Schluss gerechtfertigt, dass die Sonne den Privolvanern der Mitte um ihren Mittag auch soviel langsamer fortschreitet, als den Subvolvanern um den ihrigen.


87. [120.]


Denn unter Voraussetzung dessen, was wir in Note 116 festgestellt haben, bietet der Mond als Neumond sicher der ätherischen Luft weniger Widerstand als die Erde und selbst weniger als im Vollmond.

Wenn Kepler hier auf seine Theorie von der Entstehung der Winde anspielt, so will er damit erklären, dass bei den Privolvanern der Mitte um ihren Mittag, wo der Mond in der Neustellung steht und sich also langsamer bewegt, gelindere Winde herrschen als bei den Subvolvanern in der Vollmondstellung; s. auch C. 77.

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 087. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_115.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)