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aber wird unter der Einwirkung der Kälte zu schneeigem Mehl verdichtet, welches die Form des Reifes ist; s. auch N. [196].


83. [116.]


Im Traum wird Freiheit des Denkens gefordert, zuweilen auch dafür, was in Wirklichkeit wohl nicht besteht. So muss man hier annehmen, dass die Winde dadurch entstehen, dass die Himmelskörper der ätherischen Luft entgegeneilen, was ich nicht zu widerlegen glaube, wenn ich [an anderer Stelle] es hierauf begründe, dass die Morgenzeit sowohl allen Lebewesen als auch Gewächsen angenehm und heilsam sei und ebenso, dass sehr häufig auf den höchsten Gipfeln der Berge, auch der heissen Zone, ewiger Schnee liegt; s. auch N. [120].

Man muss sich bei diesen Noten erinnern, dass Kepler auf dem Monde Luft und Wasser annahm; ob diese Annahme aber eine ganz bedingungslose war, scheint mir nach diesen und manchen anderen seiner Aeusserungen mindestens zweifelhaft. Da er am Schluss seines ‚Traumes‘ gerade auf diese Sache noch sehr ausführlich eingeht, so werde ich meine Bemerkungen im Anschluss daran bringen und bemerke hier nur des Zusammenhanges wegen vorweg, dass neuerdings von dem Astronomen Pickering, der den Vortheil hat, auf seiner Beobachtungsstation zu Arequipa [Peru] bei ausserordentlicher Durchsichtigkeit der Luft zu beobachten, die bestimmte Behauptung aufgestellt ist, dass der Mond früher bewässert gewesen sein muss. Er hat nämlich eine ganze Anzahl der sogn. Mondrillen geprüft und meint, dass sie ihrer Aehnlichkeit mit irdischen Flussbetten nach unbedingt als ehemalige Wasserläufe anzusehen sind; Bildung und Form sprechen der Meinung des Gelehrten nach durchaus dafür. Aber noch mehr: Pickering regt auch die Frage wieder an, ob denn der Mond wirklich so gänzlich wasserarm sei, wie man gewöhnlich annimmt. Er weist auf zahlreiche dunkle Flecke hin, die zeitweise in den Kratern, an den Rillen, in den sogn. Meeren und zwar gerade zur Zeit des Vollmondes, in der man nicht an Schatten denken darf, erscheinen und dann wieder verschwinden. Man könnte sich kaum enthalten, immer wieder an Wasser in jenen Höhlungen zu denken, vielleicht an gefrorenes, das nur zum Theil aufthaut.


84.


Siehe C. 80 u. [113].


85. [118.]


Die Sonne sehen wir von der Erde aus unter einer Grösse von 30 Skrupel.[UE 1] Der Mond kommt als Neumond der Sonne ungefähr

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Kepler bedient sich hier noch des bei den älteren Astronomen gebräuchlichen Maasses ‚Skrupel‘, welches 1 Bogenminute bedeutet.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 086. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_114.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)