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also beständig, ähnlich wie unsere Frühlingspunkte, und zwar etwa im Jahr um 191/3° zurück, so dass sie in ca. 183/5 Jahren – genauer in 18 Jahren 218 Tagen 20 Stunden – um den ganzen Himmel herum kommen. Denn die Sonne, welche immer in der Ebene der Ekliptik steht, trachtet stets dahin, den Mond, solange er sich ausserhalb dieser Ebene befindet, in dieselbe hineinzuziehen und beschleunigt so den Zeitpunkt, in welchem der Mond den Durchschnittspunkt seiner Bahn mit der Ekliptik erreicht.

Mit den hier angeführten Ungleichheiten des Mondlaufes sind diese bei weitem nicht erschöpft, sondern die neuere Mondtheorie enthält derer noch eine ganze Reihe, die sowohl den Ort des Mondes in Länge als auch in Breite betreffen. Sie sind indessen für das populäre Verständniss ungeeignet, nur möchte ich kurz darauf hinweisen, dass auch die bereits erläuterte Libration [s. C. 55] den Seleniten in mancher Beziehung Ungleichheiten am Himmel vortäuschen dürfte.


75.


Also diejenigen, welche im Mittelpunkt der für uns sichtbaren Mondhemisphäre wohnen, einem Punkte, der dem Nabel in der Richtung der Verbindungslinie der Mittelpunkte des Mondes und der Erde gegenüberliegt [Fig. 6. c, cI, cII, cIII]. Im Uebrigen s. C. 62.


76. [107.]


Der Mond weicht von der Ekliptik zur Seite ungefähr 5° ab von der Erde gesehen; von der Sonne gesehen aber ungefähr nur ebensoviel Minuten, weil das Verhältniss der Bahnen ein wenig grösseres als ein 60faches ist.

Wenn Kepler von den Beziehungen zwischen Ekliptik, Aequator und Mondbahn, wie wir gesehen haben [C. 55 u. 57], auch keine genaue Kenntniss hatte, so war ihm doch der Winkel, den die Mondbahn mit der Ekliptik macht, ziemlich richtig mit 5° bekannt; trotzdem ist das von ihm oben angegebene Resultat ein ganz falsches. Der Grund hierfür liegt darin, dass Kepler das arithmetische Verhältniss der Entfernungen des Mondes und der Sonne von der Erde bei weitem zu gross annahm: es ist nicht ein 60faches, sondern ein 400faches. Der Irrthum ist zumeist in der Unkenntniss der Sonnenentfernung begründet, denn über die des Mondes war man damals schon ziemlich genau unterrichtet.

Da Kepler in einer nächsten Note noch weitere Schlüsse hieraus zieht, es ausserdem für die gesammten astronomischen Messungen von grösster Wichtigkeit ist, so rechtfertigt es sich, etwas ausführlicher auf dieses Verhältniss einzugehen.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_107.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)