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38. [61.]


Wie Deutschland den Ruhm der Beleibtheit und der Gefrässigkeit hat, so Spanien den des Geistes, der Urtheilskraft und der Rechtschaffenheit. Bei so feinen, exacten Wissenschaften aber, wie die Astronomie eine ist (und besonders diejenige, die sich uns vom Monde aus darbietet), würde, wenn der Deutsche und der Spanier sich in gleicher Weise bemühten, dieser um vieles siegen.

Die Spanier galten zu damaliger Zeit für sehr mässig in materiellen Lebensgenüssen.

Im Uebrigen ist mir der Sinn dieser Note nicht ganz klar; vielleicht hat Kepler hiermit auf das mangelhafte Verständniss seiner deutschen Landsleute für die astronomischen Wahrheiten, hauptsächlich für die des Copernicus, anspielen und sagen wollen, dass sie mehr für die Speisung des Leibes als des Geistes sorgten.


39. [62.]


Weil eine Mondfinsterniss annähernd 4. Stunden währen kann. Dies war schon den Alten bekannt; Kepler berechnet die Dauer einer centralen Mondfinsterniss auf 4 Stunden 20 Min. 25 Sec. und setzt ganz richtig hinzu, dass diese Länge selten sei. In der That kann dieser Fall nur dann eintreten, wenn der Mondmittelpunkt genau durch das Centrum des Schattenquerschnitts geht; dann währt die totale Verfinsterung ca. 2 Stunden und die theilweise vor und nachher je ca. 1 Stunde. [C. 136.] Kepler knüpft daran bezügl. seiner Allegorie nun folgende Bemerkung:

Wenn daher irgend ein Körper die Reise nach dem Monde antreten will, so muss er entweder viele Tage hindurch im Kegel des Erdschattens hoch in der Luft sich aufhalten, damit er im Augenblick des Eintritts des Mondes in diesen Schattenkegel bereit ist [d. h. schon in der Höhe des Mondes sich befinden, um dann nur auf ihn überzutreten] oder wenn dies seiner Natur entgegen und unbequem ist, so muss er den ganzen Weg von der Erde zum Monde in der sehr kurzen Zeit, wo der Mond sich im Schattenkegel befindet, durcheilen.


40.


Denn wenn der Schatten der Erde den Mond verlassen hat, fällt er wieder in’s Unendliche, die Brücke, die bei der Berührung mit dem Monde hergestellt war, ist alsdann wieder abgebrochen und die Reisenden würden ihr Ziel nicht mehr erreichen können.


41 [66.]


Die Schwere definire ich als eine Kraft, die dem Magnetismus ähnlich ist, mit der Attraktion in Wechselwirkung steht. Die Gewalt

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_076.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)