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oder einige herausgerissene Worte mittelst Nadeln und bunten Fäden mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit auf Leinwand nachzusticken.

Man erkennt in dieser und den erwähnten ‚Mancherlei Ceremonien‘ eine gewisse Einsegnung der für den Windsack verwendeten Gegenstände.


15.


Hveen [Hvenen, Hven, Hween oder Ween], jene fruchtbare im Sund zwischen Seeland und Schonen gelegene, früher dänische, seit 1658 zu Schweden gehörige, ca. 71/2 □km grosse Insel, die durch die Sternwarte des Tycho Brahe so berühmt geworden ist, liegt unter 30° 15′ östl. L. und 55° 54′ n. Br.

In den Lebensbeschreibungen des Tycho Brahe von Weistritz und Dreyer[UE 1] besitzen wir zwei Werke, worin das wissenschaftliche Leben und Treiben auf der Insel Hveen mit der wünschenswerthen Ausführlichkeit geschildert ist, und ich habe die nachstehenden Angaben grösstentheils diesen Büchern entnommen.

Bezüglich der geographischen Beschaffenheit der Insel führe ich eine Stelle aus Weistritz an, weil ich glaube, dass sie den Zustand noch ziemlich so wiedergiebt, wie er zu Tychos Zeiten bestanden haben mag:

‚Um dieselbe liegen 6 vornehme Orte, 2 Seeländische und 4 Schonische: diese sind folgende: gegen Südwest Kopenhagen, 3 Meilen davon entfernt. Gegen Norden und Nordost, 2 Meilen davon, Helsingöhr, mit dem schönen Schlosse Cronenburg in Seeland und Helsingburg in Schonen. Eine Meile davon gegen Osten liegt Landscrone, 4 Meilen gegen Südost Lund und gegen Süden, 5 Meilen davon, Malmö. Das Land liegt hoch, geht steil auf, wie ein Berg, ist oben ganz flach, doch in der Mitte etwas höher, von welcher es eine schöne Aussicht hat, und es scheint gleichsam zu einem besonderen Orte, den Lauf des Himmels darauf zu betrachten, geschaffen zu sein. In ihrem Umkreise hat sie 8 160 Schritte oder 2 Meilen. Die Erde ist darauf sehr fruchtbar, daher auch die Einwohner vieles Vieh halten. Es werden hier keine Flüsse aber viele laufende Wasser und frische Wasserquellen, unter welchen eine ist, welche in der stärkesten Kälte nicht zufriert, gefunden. Die Einwohner der Insel sind nahrsame Bauern und Fischer; das einzige Kirchspiel daselbst besteht aus 32 Bauerhöfen und Häusern; sie standen, in Ansehung der kirchlichen Gerichtsbarkeit, unter dem Bischof von Seeland, und in Ansehung der weltlichen

Anmerkungen des Übersetzers

  1. ‚Lebensbeschreibung des berühmten und gelehrten Dänischen Sternsehers Tycho v. Brahe‘, aus dem Dänischen von Philander von der Weistritz. 1756. ‚Tycho Brahe.‘ Ein Bild wissenschaftlichen Lebens und Arbeitens im XVI. Jahrhundert von Dr. J. L. E. Dreyer. Uebersetzt von M. Bruhns. 1894.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 032. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_060.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)