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gedacht, der, als er den Aetna bestiegen hatte, sich, um nach dem Tode göttlicher Ehren theilhaftig zu werden, in den Krater gestürzt und lebendig in den Flammen verbrannt haben soll, der aber wohl, als er der Ursache des ewigen Feuers nachforschte und dabei in blindem Wagemuth zu weit vorging, auf dem mit Asche und Lava bedeckten Boden ermüdete, als ein Opfer seiner Wissbegierde, und nicht aus dem von der Sage angeführten Grunde, unfreiwillig den trauernden Geist aufgab. Denn ein ähnliches Schicksal hatte C. Plinius[UE 1], der, als er bei einem Ausbruch des Vesuv nach Pompeji ging, um diese Erscheinung näher zu untersuchen, von den schwefligen Dünsten und dem Aschenstaub erstickt wurde. Desgleichen wird in fabelhaften Erzählungen berichtet, dass Homer und Aristoteles[UE 2] wegen wissenschaftlichen Zweifels ihrem Leben ein gewaltsames Ende bereitet hätten. So büssen manche die Liebe zur Wissenschaft durch Armuth und durch Hass, den sie bei den unwissenden Reichen erregen.


9. [8.]


Wer erinnerte sich bei dieser Stelle nicht der Faustischen Worte:

‚Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die thöricht g’nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt –.‘

Kepler geisselt hier die Unwissenheit und den Aberglauben seiner Zeit. Aus seinen Aufzeichnungen geht hervor, dass er sich später wegen dieser Auslassungen glaubte Vorwürfe machen zu müssen, und ahnte, dass sein tragisches Geschick und die Verfolgung seiner alten Mutter als Hexe zum Theil durch die freien Reden, von fanatischen Gegnern missverstanden oder absichtlich verdreht, verschuldet seien. Hören wir seine eigenen Worte:

Eine Abschrift des Testes wurde von Prag nach Leipzig und von da nach Tübingen gebracht und zwar im Jahre 1611 von einem Baron von Volckerstorff[UE 3]. Man könnte fast glauben, dass sogar in den Barbierstuben (besonders da Manchem seit der Beschäftigung mit meiner Fiolxhilde der Name unheilvoll klingt) über meine Erzählung geschwatzt worden sei. So viel ist gewiss, dass in den darauf folgenden

Anmerkungen des Übersetzers

  1. Caj. Plinius, der Aeltere, römischer Ritter, geb. zu Verona, 23 n. Chr.; einer der grössten Gelehrten Roms, gest. im Jahre 79 n. Chr.
  2. Vorchristliche griechische Dichter, Philosophen und Geschichtsschreiber
  3. Das einzige Wort, das im Text von 1634 mit Schwabacher Lettern gedruckt ist; wohl um es besonders hervorzuheben.
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite 027. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_055.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)