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Einleitung.




Das vorliegende Buch, Keplers ‚Traum, oder die Astronomie des Mondes‘, ist wohl die merkwürdigste Schrift aus der Reformationszeit der Sternkunde: gleich merkwürdig wegen ihres Inhalts, wie wegen ihres Geschickes. Schon sehr frühe, als er noch in Tübingen dem Studium der Theologie oblag, war Kepler mit der Beobachtung des Mondes beschäftigt gewesen und hier schon mag ihm der erste Gedanke zu seinem ‚Traum‘ gekommen sein. Mehrere Jahre später, 1593, verfasste er für seinen Freund Besold[1] einige Thesen über die Himmelserscheinungen auf dem Monde, welche dieser in einer öffentlichen Disputation gegen D. Veit Müller[2] vertheidigte. Diese Thesen selbst sind verloren gegangen, man darf aber annehmen, dass Kepler sie, wenigstens zum Theil, in den ‚Traum‘ aufgenommen hat, da er selbst in seinen späteren Werken sagt: es habe ihm gefallen, über Geschöpfe, welche auf dem Monde lebten, schon in einer Tübinger Disputation von 1593, dann in der ‚Optik‘ und in der ‚Geographie des Mondes‘ zu scherzen. Dass er auf Grund dieser Thesen und bestärkt durch die Lektüre Galileis ‚Nuncius sidereus‘[3] die ‚Astronomie des Mondes‘ begonnen hat, geht zweifellos aus seinem Werke ‚Dissertatio‘[4] hervor, wo er sagt:

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Johannes Kepler: Keplers Traum vom Mond. B. G. Teubner, Leipzig 1898, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keplers_Traum_013.jpg&oldid=- (Version vom 25.6.2019)
  1. Christoph Besold, geb. 1577 zu Tübingen, gest. 1638. Doctor der Rechte in Tübingen.
  2. D. Veit Müller, Professor der lateinischen und griechischen Sprache in Tübingen, geb. 1561 zu Bülnheim in Franken. Zuerst Handwerker, dann Famulus und Magister, seit 1592 Ephorus des Stifts zu Tübingen, gest. daselbst 1626.
  3. ‚Sternbote‘, ein Folgewerk, worin Galilei seine neuen Entdeckungen meist zuerst zu veröffentlichen pflegte. Kepler soll eine deutsche, in Prag erschienene, Ausgabe davon besorgt haben. Galilei, Galileo, berühmter Physiker, Mathematiker und Astronom, geb. 1564 in Pisa, gest. 1642 zu Arcetri. Anhänger des copernicanischen Weltsystems und deshalb in trübe Processe verwickelt. Sein Ausspruch ‚Und sie bewegt sich doch‘ ist unhistorisch.
  4. ‚Abhandlung über den Sternboten‘ von Kepler 1610 in Prag herausgegeben.