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Es würde vor unsern Augen vergehen und verdunkeln, wenn unsere Sehnsucht erfüllt würde und wir wirklich zurückkehren könnten. Hin ist hin!

II.[1]
(1851)

Pfarrer Bitzius steht als Schriftsteller nicht über dem Volke, von welchem und zu welchem er spricht; er steht vielmehr mitten unter demselben und trägt an seiner Schriftstellerei reichlich alle Tugenden und Laster seines Gegenstandes zur Schau. Leidenschaftlichkeit, Geschwätzigkeit, Spottsucht, Haß und Liebe, Anmuth und Derbheit, Kniffsucht und Verdrehungskunst, ein Bischen süße Verleumdung: alle diese guten Dinge sind nicht nur in dem Leben und Treiben seiner Helden, sondern auch in seiner beschreibenden Schreiberei zu schmecken. Insofern ist er viel mehr, als die kunstgerechten und objektiven idealisierenden Dorfgeschichtendichter, ein wahrer Leckerbissen für jeden Gourmand und wahren Kenner des Volkslebens. Ob dabei der beste Zweck hinsichtlich der ästhetischen Forderungen sowohl als der pädagogischen erreicht werde, ist freilich eine andere Frage. Er sticht mit seiner kräftigen scharfen Schaufel ein gewichtiges Stück Erdboden heraus, ladet es auf seinen literarischen Karren und stürzt denselben mit einem saftigen Schimpfworte


  1. Blätter für literarische Unterhaltung 1851 Nr. 76–77. (Besprechung der „Käserei in der Vehfreude“ 1850 und der „Erzählungen und Bilder“ 1849).
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Gottfried Keller: [Über] Jeremias Gotthelf. Wilhelm Hertz, Berlin 1893, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Keller_Gotthelf_121.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)