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Das elektrische Feld wurde zwischen zwei rechtwinkligen eben geschliffenen Messingplatten P1 P2 erzeugt. Drei Schrauben F (in der Figur bloß eine gezeichnet) mit isolirender Elfenbeinspitze dienten zur Regulirung des Plattenabstandes. Von den Platten war die eine P1 an einem in der Hartgummibüchse J1 verschiebbaren Stiel gelenkig befestigt und wurde durch die Spiralfeder G1 gegen die Spitzen der Schrauben F gepreßt. Die zweite, P2 war in ähnlicher Weise am Deckel B des Kästchens befestigt; eine außen angebrachte Spiralfeder G2 drückte die Platte gegen 3 ebenfalls mit Elfenbeinspitzen versehene Schrauben H, durch die die Stellung des ganzen Plattensystems relativ zum Apparat regulirt wurde. Zur Erzeugung des elektrischen Feldes, das ja auch 4 Tage lang völlig konstant bleiben mußte, stand mir eine Hochspannungsbatterie von 2000 Volt zur Verfügung. Durch Vorversuche überzeugte ich mich, daß diese Spannung noch zu schwach war, um die Ablenkung der schnellsten noch deutlich beobachtbaren Strahlen zu messen. Einer freundlichen Anregung Herrn Prof. Wiechert’s folgend konstruirte ich deshalb einen Potentialmultiplikator, mittels dessen eine mehrmals höhere Spannung völlig konstant beliebige Zeit hindurch erzeugt werden konnte[1]. Der Apparat bestand aus einem durch einen Elektromotor angetriebenen rotirenden Umschalter durch den abwechselnd folgende Schaltungen vorgenommen wurden: 1) 4 (wenn nötig auch noch mehr) Leydnerflaschen werden durch die Batterie in Parallelschaltung geladen; 2) die Flaschen werden hintereinander geschaltet, also die Spannung vervierfacht; 3) die Flaschen werden mit einer 5-ten Flasche verbunden, die auf diese Weise bei steter Wiederholung des Vorganges allmählich auf das 4-fache Potential der angewandten Batterie geladen wurde[2]. Es genügte eine 2-malige Umdrehung der Kontaktwalze pro Sekunde um eine absolut ruhige Einstellung des mit der 5-ten Flasche verbundenen Elektrometers zu erzielen. Letztere war direkt mit einer der beiden Platten P verbunden, während die Andere sowie das Gehäuse zur Erde abgeleitet war. Die Zuleitung geschah durch die eingeschmolzenen Platindrähte R R.

Zur Evakuation diente eine automatische Pumpe Sprengel’schen Systems die durch eine weite Glasfeder mit dem Apparat verbunden


  1. Von Herrn Prof. Hallwachs wurde ich, bereits nach Abschluß meiner Versuche, auf einen von ihm konstruirten und in Wied. Ann. 29. 300. 1886 beschriebenen Potentialmutiplikator aufmerksam gemacht.
  2. Der Apparat ist nichts Anderes, als eine verbesserte Form der Planté’schen „Rheostatischen Maschine“.