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Die Madonna della Sedia. 97. (83.) B 1.

Kniestück nach rechts auf schwarzem Grunde. Maria sitzt bequem in einem Sessel (Sedia). Ihr Antlitz wendet sie dem Beschauer zu und drückt das mit gelbem Röckchen bekleidete Kind auf ihrem Schoose innig an sich. Rechts blickt anbetend der kleine Johannes hervor.

Ital. Pappolholz; rund; h. und br. 0,72½. – Inventar 1754 I, 476. – Das berühmte Original aus der ersten römischen Periode des Meisters befindet sich im Palazzo Pitti zu Florenz.

Die Madonna mit dem Spruchband. 98. (89.) 32 a.

Maria sitzt in ihrem Gemache und hält ihren nackten Knaben, der, nach rechts gewandt, auf weissem Kissen steht und nach dem Spruchband greift, welches der kleine Johannes ihm reicht.

Ital. Pappelholz; rund; h. 0,83½; br. 0,83. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Diese Herkunft bei H. bezweifelt. Es ist jedoch unzweifelhaft das bei Venturi p. 353 im Mod. Inv. von 1743 erwähnte „rotondo“, welches als Werk Raphael’s galt. Uebrigens ist es eine im Hintergrunde veränderte Copie des Bildes der Madrider Galerie, welches nach der später vorn hinzugefügten Rose als „Vierge à la Rose“, von anderen als „Vierge à la legende“ bezeichnet wird. Jedoch gilt auch dieses Madrider Bild den Kennern keineswegs als eigenhändiges Werk Raphael’s, sondern als eine jener Arbeiten seiner letzten römischen Zeit, zu denen er nur den Entwurf geliefert. [Anmerkung WS: zeitgenössische Photographie]

Die Anbetung der Könige. 99. (81.) 1 a.

Unter offener Holzhalle sitzt Maria mit dem Kinde auf einem Felsen, hinter dem Joseph hervorblickt. Vorn beten die drei Könige an; der schwarze, rechts, ist erst im Begriffe niederzuknieen; der jüngere weisse, links, ist bereits in die Kniee gesunken; der ältere, in der Mitte, küsst schon des kleinen Heilandes Fuss. Zahlreiches, mitverehrendes Gefolge knieet links und rechts. Besonders lebhaft streckt die Gruppe links vor den Elefanten und Kameelen die Arme aus. Ganz vorn drei Hunde. Undeutlich bez. R – 1564.

Fichtenholzplatte, mit Nussbaum- und Ahorn-Einlagen; h. 0,71; br. 0,59. − 1741 durch Rossi vom Abbate Ricci in Venedig. H. – Copie nach der vaticanischen Tapete der zweiten Folge, für welche Raphael nicht einmal alle Entwürfe selbst gezeichnet hat. Die Ausführung aller Cartons, nach denen diese Tapeten gewebt wurden, überliess der Meister, der vor der Vollendung starb, seinen Schülern. – Gest. von Hier. Kock, von Seb. Vouillemont, von Pietro Santi Bartoli; rad. von Louis Sommerau. – Unser Bild, auf dem die Hunde ein Zusatz des Copisten sind, scheint von nordischer Hand herzurühren. – Phot. Braun VIII, 6.

Angeblich nach Raphael.

Die Anbetung der Hirten. 100. (84.) B 2.

Mitten im Stalle sitzt Maria und hält das lebhaft bewegte nackte Christkind, dem sie die Brust reicht, über einem Korbe. Rechts drängen die anbetenden Hirten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/93&oldid=- (Version vom 20.8.2021)