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Bruchstück eines gotischen Altars. 32. (15.) 32 d.

Goldgrund. Oben im Medaillon die Halbfigur des segnenden Heilandes. Unten die thronende Jungfrau zwischen zwei weiblichen Heiligen. Das Kind steht auf ihrem Schoosse.

Ital. Pappelholz; h. 0,46; br. 0,19½. – 1846 aus Ruhmor’s Nachlass. Schule des Lippo Memmi. So auch Cr. u. Cav. II, S. 279.

Unbestimmte Sienesen. XV. Jahrhundert.

Heilige Familie. 33. (20.) 32 d.

Halbfiguren. Maria im blauen Mantel nach links. Das Kind sitzt fast nackt auf ihrem Schoosse und hält einen Stieglitz in der Linken. Rechts hinter dem Stuhle Joseph; links vorn Johannes der Täufer.

Ital. Pappelholz; h. 0,62½; br. 0,41½. – 1872 aus dem Pal. Piccolomini zu Siena. – Bei H. Andrea del Castagno zugeschrieben; doch zeigt es mit dessen Werken keine Aehnlichkeit. Es gehört überhaupt nicht der florentinischen, sondern der sienesischen Schule an. Vgl. Lerm. S. 238–239.

Maria mit dem Kinde und einem Engel. 34. (29.) 32 d.

Goldgrund. Der Engel steht links und reicht dem kleinen Jesus einen Korb mit Kirschen.

Ital. Pappolholz ; h. 0,73½; br. 0,46½. – 1874 aus Rom. Bei H.: „Umbrische Schule“; erscheint jedoch derjenigen des Matteo da Siena verwandt (H. Thode).

C. Die umbrische Schule.

Art des Gentile da Fabriano.

Arbeitete 1422 in Venedig, 1425 in Siena und Orvieto, 1427 in Rom. Umbrischer Hauptmeister des Uebergangs aus dem alten Stil in den Realismus des XV. Jahrhunderts.

Thronende Maria mit dem Kinde. 35. (30.) 1 c.

Sie sitzt in reicher, bunter, mit schwerem Goldstoff-Vorhange drapirter Marmornische. Das nackte Knäblein auf ihrem Schoosse hält in der Rechten einen Granatapfel und greift mit der Linken an die Brust der Mutter.

Ital. Pappelholz; h. 0,69; br. 0,46½. – 1874 aus der Sammlung Barker in London als „Gentile da Fabriano“. Scheint doch nur dessen Zeit und Gesammtrichtung anzugehören. – Phot. Braun IX, 1 und Phot. Ges.

Luca Signorelli.

Geb. zu Cortona, wahrscheinlich 1441, gest. daselbst Ende 1523. Dieser grosse Meister ging von der umbrischen Schule aus, entwickelte sich aber später im Sinne der florentinischen Kunst der Uebergangszeit vom XV. in’s XVI. Jahrhundert und erscheint in manchen seiner Werke als directer Vorläufer Michelangelo’s. Thätig hauptsächlich in Cortona, Rom, Siena und Orvieto.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/69&oldid=- (Version vom 20.8.2021)