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schlichten grauen Haar eine schwarze Kappe; in der Rechten eine Gänsefeder, mit der er auf den vor ihm liegenden Zettel schreibt: „Thomas Godsalve de Norwico (Norwich) Etatis sue quadragesimo septo“, das letzte Wort wohl für „septimo“, wie Woltmann („Holbein“, 2. Auflage II, S. 124) liest, nicht „sexto“, wie H. las. Links sitzt sein Sohn John, barhaupt, braunhaarig, ebenfalls in dunklem Pelzrock mit einem Buch in der Linken. Vor ihm ein Dintenfass. Links oben ein angesiegelter Zettel mit der Inschrift:

Anno . Dni . M . D . XXVIII .

Eichenholz; h. 0,35; br. 0,36. – 1749 durch Le Leu aus Paris. – Hauptbild des Meisters und eins der wenigen Werke aus der Zeit seines ersten Aufenthaltes in England. – Phot. Braun II, 24 und Phot. Ges.

Bildniss des Morette. 1890. (1886.) N 1.

Halbfigur von vorn vor grünseidenem Vorhange, der den ganzen Grund füllt. Der stattliche Herr, dessen roter Vollbart bereits stark in’s Graue spielt, trägt einen schwarzen Rock mit durchbrochenen Aermeln, einen schwarzen Pelzmantel, eine schwarze Kappe, eine goldene Kette um den Hals, einen Handschuh in der rechten Hand und fasst mit der behandschuhten linken den goldenen Dolch, der ihm am Gürtel hängt.

Eichenholz; h. 0,92½; br. 0,75. – Das Bild kam in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts als Geschenk des Marchese Massimiliano Montecuccoli, estensischen Gesandten in Parma und Rom, in den Besitz des Herzogs Franz I. nach Modena. Damals trug es richtig den Namen Holbein’s (Venturi p. 224). 1746 hingegen, als es mit den übrigen Bildern von Modena nach Dresden kam, führte es irriger Weise den Namen Leonardo da Vinci’s (Venturi p. 360). Den Namen dieses Meisters trug das Bild in Dresden, bis Rumohr 1846 nachwies, dass Holbein es gemalt habe. – Die dargestellte Persönlichkeit galt für Ludovico Sforza il Moro, so lange das Bild für ein Werk Leonardo’s galt. Dann wurde auf Grund des Stiches von Wenzel Hollar der Nachweis geführt, dass ein Mr. Morett gemeint sei; und diesen hielt man für den englischen Goldschmied Hub. Morett, bis S. Larpent („Sur le portrait de Morett dans la Galerie de Dresde.“ Christiania 1881; vergleiche Kunst-Chronik XVII, No. 7) nachwies, dass es viel wahrscheinlicher der französische Sieur de Morette sei, welcher zugleich mit Holbein am Hofe Heinrich’s VIII. anwesend war. – Es ist ein Hauptwerk Holbein’s aus der Zeit seines letzten englischen Aufenthaltes. Uebrigens vergl. Woltmann „Holbein“ 2. Auflage 1874–1876, I, S. 427 f.; II, S. 124. – Gestochen von J. Folkema ☼ II, 5; von L. Sichling und G. Eilers. – Phot. Braun I, 22 und Phot. Ges.

Originalzeichnung zu dem Gemälde des Morette. 1891. (1887.) N 2.

Brustbild ohne Hände. Kreidezeichnung mit leichten Farbenandeutungen.

Papier; h. 0,32½; br. 0,24½. – 1860 aus dem Nachlasse des Kunsthändlers S. Woodburne in London. – Gestochen 1647 von Wenzel Hollar. Vergl. Osk. Berggruen’s

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/630&oldid=- (Version vom 14.9.2022)