Seite:Karl Woermann Katalog der Gemäldegalerie Dresden 1887.pdf/42

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sächsische Hof um den Preis von 100,000 Zecchinen, zu dem freilich sehr bedeutende Nebenkosten hinzu kamen, mit einem Schlage in den Besitz einer so herrlichen Auswahl von Bildern grosser italienischer Meister, wie sie nördlich der Alpen noch nicht gesehen worden war. Befanden sich doch alle Correggio’s unserer Sammlung, fast alle ihre Dosso Dossi’s und Garofalo’s, sowie die grossen Bilder Ann. Carracci’s und die Hauptbilder Guido Reni’s, Guercino’s, Fr. Albano’s, Tizian’s „Zinsgroschen“ (N. 169) und die vorzüglichsten Bildnisse dieses Meisters, Paolo Veronese’s vier grosse Bilder aus dem Palaste Cuccina (N. 225 bis 228), Andrea del Sarto’s „Opfer Abrahams“ (N. 77), Giulio Romano’s „Madonna della Catina“ (N. 103) und Parmegianino’s „Maria mit dem hl. Stephanus“ (N. 160) in diesem Schatze! Aber auch einige bedeutende Werke nicht italienischer Meister gelangten 1746 mit der Modeneser Sammlung nach Dresden: z. B. Holbein’s Bildniss des Morette (N. 1890), das schöne männliche Bildniss von Velazquez (N. 697) und Rubens’ trefflicher hl. Hieronymus (N. 955).

König August III. und Graf Brühl waren jedoch weit entfernt davon, ihre Ankäufe in Italien mit diesem glänzenden Erfolge für abgeschlossen anzusehen. Gleich im folgenden Jahre, 1747, erwarb Zanetti in Venedig noch so bedeutende Werke für die Dresdener Galerie, wie die grosse „Santa Conversazione“ Tizian’s (N. 168) und wie Paolo Veronese’s „Hauptmann von Kapernaum“ (N. 228) und „Findung Mosis“ (N. 229); 1748 schickte Bernardo Benzoni unter andern Bildern Gessi’s „Magdalena“ (N. 355); 1748 und 1749 aber hielt sich auch der damalige Dresdener Galerie-Inspector Pietro Guarienti zu dem ausgesprochenen Zwecke in Italien auf, um Ankäufe für die Galerie zu machen; und er erwarb damals dort so wichtige Bilder, wie die beiden Altarstaffeln Ercole di Roberto Grandi’s (N. 45 und 46), wie Palma Vecchio’s Heil. Familie mit der hl. Katharina (N. 188) und wie Bordone’s Heil. Familie mit dem hl. Hieronymus (N. 205). Gleichzeitig (1749 und 1750) trat der Maler Siegm. Striebel, über dessen sonstige Thätigkeit sich keine Nachrichten erhalten haben, als sächsischer Agent für Gemälde-Ankäufe in Rom auf. Das einzige hervorragende Bild, welches die Galerie ihm verdankt, ist jedoch die grosse Heilige

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)