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älteren, nicht nur Kunstwerke, sondern auch „Curiositäten“, wissenschaftliche Instrumente und Naturalien umfassenden Art anlegte, wie sie damals in keinem Fürstenschlosse fehlen durfte. An eigentlichen Gemälden war diese alte kursächsische „Kunstkammer“ in welcher 1569 eine besondere „Bilderei“ erwähnt wird, noch keineswegs reich. Die Angabe, dass sie schon einige bedeutende italienische Bilder der gegenwärtigen Galerie und später gar die beiden grossen Landschaften Claude Lorrain’s besessen habe, hat sich bei näherer Untersuchung nicht bestätigt. Selbst die Mehrzahl der Werke der beiden Lukas Kranach, von denen besonders viele in den Besitz der kurfürstlichen Familie übergegangen waren, befand sich Anfangs noch zerstreut in den Schlössern und wurde erst allmählich in die Kunstkammer übergeführt. Nach dem im Archiv der Generaldirection der Königlichen Sammlungen erhaltenen Inventar der Kunstkammer von 1587 besass diese, ausser den damals neuerworbenen „16 schön gemalten Täflein“ von Hans Bol, von denen sich nur neun erhalten haben (N. 822–830 des gegenwärtigen Katalogs), in jenem Jahre nur erst „Adam und Eva“ von Lukas Kranach d. ä. (N. 1911–1912), zwei Bildnisse des Kurfürsten und der Kurfürstin, wahrscheinlich diejenigen von Hans Krell (N. 1956 und 1957), und eine Reihe schwer zu bestimmender, weil nur ganz allgemein beschriebener anderer Bildnisse und religiöser Darstellungen. Im Jahre 1640, aus dem ein zweites Kunstkammer-Inventar stammt, waren von den noch erhaltenen bekannten Bildern auch erst einige andere Hauptwerke des älteren Kranach (N. 1909, 1910, 1918, 1919), die sieben Bilder aus der Passionsgeschichte (N. 1875–1881) in der Art Dürer’s, und die fünf Bilder aus der Kindheitsgeschichte des Heilands (N. 1896–1900), welche der schwäbischen Schule angehören, hinzugekommen. Doch füllten sich seit dieser Zeit die Schlösser, später auch einige Amtsgebäude und Kirchen, allmählich immer mehr mit Bildern. Um die Mitte des Jahrhunderts finden wir bereits den Hofmaler Kilian Fabritius als Aufseher über sämmtliche Gemälde im kurfürstlichen Besitze mit dem Titel „Malerey-Inspector“ bedacht.

Dass seit der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts der Gemäldeschatz der Kunstkammer nach und nach bereichert

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Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)