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sich auf dem Steintische das verehrte Crucifix. Links in einer Lichtöffnung ihr goldenes Salbgefäss.

Leinwand; h. 0,76; br. 0,63. – 1748 durch Bern. Benzoni aus Venedig. – Phot. Braun IV, 8. – Phot. Ges.

Il Guercino.

Giov. Francesco Barbieri, gen. il Guercino. Getauft zu Cento (zwischen Bologna und Ferrara) den 8. Februar 1591 (nach Calvi, Notizie, Bologna 1842, p. 5); gest. zu Bologna den 22. December 1666. – Bildete sich selbständig im Anschluss an die Carracci. Thätig in Cento, in Rom, in Bologna.

Ekstase des hl. Franciscus. 356. (588.) H 4.

Der Heilige ist rechts an einem alten Mauerpfeiler in sich zusammengesunken, hält aber sein Buch noch mit der Linken und bewegt die erhobene Rechte im Traume. Links sitzt ein geigender Engel auf der Wolke. In der Mitte die Landschaft mit einem Bergschloss.

Leinwand; h. 1,62½; br. 1,27. – 1756 aus der Casa Ranuzzi in Bologna. Vgl. die Bemerkungen zu N. 120. Bei den Erwerbungsakten liegt ein Zeugniss der Accademia Clementina zu Bologna vom 30. Juni 1756, dass das Bild ein Original Guercino’s sei; und der Canonico Luigi Crespi pries es als schönes Werk der ersten Manier des Meisters. In dem Verzeichniss der Werke Guercino’s (Malvasia II, p. 364) findet sich unter dem Jahre 1620: „Fece un S. Francesco in S. Pietro in Cento, con un’ angelo che suona il violino.“ Die Echtheit des Bildes wurde bei H. gleichwohl bezweifelt; und in der That ist es, in der Nähe besehen, etwas derb in der Durchführung. Aber es war vielleicht nur für die Wirkung aus der Ferne berechnet; und den auch von Caravaggio beeinflussten Stil der Jugendzeit Guercino’s zeigt es im ganzen unzweifelhaft. Vor allen Dingen kommt in Betracht, dass es, leicht verändert, schon gleichzeitig von Giov. Batt. Pasqualini als Werk Guercino’s gestochen ist.

Der Evangelist Matthäus. 357. (582.) 5 a.

Halbfigur nach links mit kahlem Kopf, langem grauen Bart. Der Heilige schreibt in dem mächtigen Buche, welches der links stehende Engel hält.

Leinwand; h. 0,89; br. 0,71. – 1746 mit den folgenden dreien, seinen Gegenstücken, aus der herzogl. Galerie zu Modena. Diese hatte sie 1625 aus dem Nachlasse des Cardinals Alessandro von Este in Rom erhalten. Venturi, p. 159. Gemalt hatte Guercino sie nach Malvasia (II, 366) im Jahre 1623 in Cento; und sie zeigen in der That die Kraft des entwickelten Jugendstils des Meisters.

Der Evangelist Marcus. 358. (583.) 5 c.

Halbfigur nach rechts. Der schwarzhaarige und schwarzbärtige Heilige sitzt an einem Tische und schneidet seine Feder. Vor ihm sind Bücher aufgeschichtet, auf denen ein Tintenfass mit einem künstlichen Löwen steht.

Leinwand; h. 0,87; br. 0,70½. – 1746 aus Modena. Gegenstück zum vorigen. Vergl. die Bemerkungen zu diesem. − Gest. von F. Tkadlik.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/177&oldid=- (Version vom 13.9.2022)