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Paolo Morando.

Paolo Morando, gen. il Cavazzola. Geb. zu Verona 1486, gest. daselbst 1522. Schüler des Domenico Morone zu Verona. Thätig in seiner Vaterstadt.

Männliches Bildniss. 201. (232.) 3 a.

Halbfigur nach rechts auf gelbgrauem Grunde. Der dargestellte „Herr Emilio degli Emili da Verona“ ist bartlos, hat graues Haar, trägt einen schwarzen Hut, einen dunklen, am Hals und an den Aermeln mit Goldschuppenstoff besetzten Rock, einen schwarzen Pelzmantel, graue Handschuhe und hält einen Rosenkranz in der Linken.

Leinwand; h. 0,93; br. 0,75½. – 1875 von Herrn R. Brooks in London. – Früher befand es sich im Besitze der Familie „degli Emili“ in Verona. Vgl. Lorenzo Muttoni: Dipinti di Paolo Morando Tav. XXIV. – Phot. Braun VIII, 11.

Nach Moretto.

Alessandro Bonvicino, gen. il Moretto da Brescia. Geb. zu Brescia 1498, gest. daselbst 1555; war unter Ferramola und Romanino gebildet und arbeitete zumeist in Brescia.

Die Madonna von Paitone. 202. (279.) D 1.

In ganzer Gestalt steht die heil. Jungfrau auf rot gestrichenem Boden vor grauem Wandgrunde. Sie trägt ein weisses Gewand mit braunem Schleier. Die Hände kreuzt sie vor der Brust, den Blick senkt sie zur Erde.

Leinwand; h. 2,14; br. 1,47. – 1868 aus v. Quandt’s Sammlung. – Oben links steht die Inschrift: IMAGO BEATÆ MARIÆ VIRG . QVÆ MENS . AVGVST . M . IC . XXXIII . C(sic!) AITONI AGRl BRIXANI PAGO APPARVIT MIRACVLOR . OPERATIONE CONCVRSV POP . CELEBERRIM . – Das berühmte Originalbild Moretto’s befindet sich noch in der Kirche auf dem Berge über Paitone. Es zeigt nicht nur die Madonna, wie auf unserem Bilde, sondern links neben ihr auch den Hirtenknaben, dem sie erscheint, und im Hintergrunde eine grosse Landschaft. Wenngleich Cr. und Cav. (VI, S. 469) in unserem Bilde mit H. eine eigenhändige Wiederholung der Hauptfigur des Gemäldes zu Paitone erkannten, so muss der Verfasser dieses Kataloges, nachdem er Paitone besucht hat, doch mit Entschiedenheit der Ansicht Morelli’s (Lerm. S. 198–200) und Eisenmann’s (Kunstchronik XVI S. 652) beitreten, dass unser Bild nur eine Copie von fremder, späterer Hand sei. Zeigt es doch keineswegs Moretto’s feine, geistvolle Pinselführung und lassen es doch schon die unorganische Herausreissung der Gestalt aus dem Zusammenhange, der sie verständlich macht, und die falsche Lesart Caitone statt Paitone undenkbar erscheinen, dass Moretto diesen Auszug aus seinem Bilde selbst gefertigt habe. – Phot. Ges.

Paris Bordone.

Geb. zu Treviso um 1500, gest. den 19. Jan. 1570 (neuen Stils 1571) in Venedig. Hauptschüler Tizian’s in Venedig.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/132&oldid=- (Version vom 20.8.2021)