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Ein helles Licht geht vom Kinde aus und bestrahlt, wie das Antlitz seiner Mutter, so auch die anbetenden Hirten links neben der Krippe. Ganz vorn steht hier ein bärtiger älterer Hirte, welcher sich, lebhaft bewegt, auf einen mächtigen Stab stützt; in der Mitte kniet ein jüngerer, welcher seinen linken Arm auf die Krippe gelegt hat und glückselig gen Himmel schaut; etwas weiter zurück endlich, an der Säule, steht eine Magd, welche sich, geblendet, die linke Hand vor’s Gesicht hält. Ein Hund steht zu Füssen der Hirten. Joseph macht sich rechts im Mittelgrunde mit dem Esel zu schaffen. Links oben aber erscheint, in Wolken herabgefahren, ein Reigen halbwüchsiger Engel mit wunderlich durcheinander geschlungenen Gliedmaassen. Im Hintergrunde eine dämmerblaue Landschaft.

Ital. Pappelholz; h. 2,56½; br. 1,88. – 1746 aus der herz. Galerie zu Modena. – Dieses Bild wurde schon 1522 von Alberto Pratonero bestellt, aber erst 1530 in der Kapelle der Pratoneri der Kirche San Prospero zu Reggio aufgestellt. Pungileoni III, S. 211–212. Im Jahre 1642 unter Herzog Francesco I. ging es von dort in die Galerie zu Modena über. Venturi, p. 226. Gestochen von A. M. Eschini, H. Vincent, A. Zecchino, P. L. Surugue, ☼ II, 1, Fr. Boëtius, E. G. Krüger, A. Lefèvre, C. H. Rahl, M. Lavigne, Th. Langer; radirt von G. M. Mitelli, Stef. Piali, geschabt von Fr. Nassi, J. J. Freidhoff u. a.; punktirt von M. Sloane, in Schwarzkunst von J. Pichler. – Phot. Braun I, 7. – Phot. Ges.

Die Madonna des heil. Georg. 153. (172.) D 1.

In stattlicher Halle, deren runder, reich mit Fruchtkränzen geschmückter Kuppelansatz von zwei steinfarbigen, in den Zwickeln auf dem Gesimse stehenden Engeln getragen wird, thront Maria, etwas verkürzt von unten gesehen, auf hohem Postamente vor dem Rundbogen, durch welchen man in’s Freie hinausblickt. Das nackte Christkind auf ihrem Schoosse streckt seine beiden Aermchen nach der linken Seite aus, wo der heil. Bischof Geminianus sein Kirchenmodell dem Engel abnimmt, während weiter vorn Johannes der Täufer in schmucker Jünglingsgestalt den linken Fuss auf die Thronstufe setzt und mit der Rechten zum Heiland empor deutet. Rechts steht der Märtyrer Petrus in seinem Mönchsgewande und spricht lebhaft mit den Händen, weiter vorn aber, den linken Fuss auf das Haupt des erlegten Drachens setzend, den linken Arm in die Seite stemmend, halb von hinten gesehen, der jugendliche Ritter Georg, zu dessen Füssen vier nackte Kindergestalten mit seinem Helm und seinen Waffen spielen.

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Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/112&oldid=- (Version vom 20.8.2021)