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Die Ausstellung Christi. 123. (145.) 1 a.

Auf marmornem Vorbau, zu dem links von der Strasse eine Treppe hinaufführt, wird der Dornengekrönte, nur mit dem Schamtuche bekleidet, von zwei Schergen gehalten. Zahlreiche Zuschauer drängen sich oben um ihn, auf der Treppe und unten auf der Strasse. Unter ihnen links oben ein Herold mit seinem Trompeter, rechts ein Knabe, der ein Banner trägt. Unten auf der Strasse begrüssen sich vorn in der Mitte zwei Pharisäer.

Ital. Pappelholz; h. 0,66; br. 0,43½. − 1876 von Kox in London. Bis zur Versteigerung 1865 beim Grafen James Pourtales-Gorgier zu Paris. – Charakteristisches Bild des Meisters. – Phot. Braun III, 11.

Dosso Dossi.

Eigentlicher Name: Giovanni di Niccolo Lutero. Geb. gegen 1479 im Mantuanischen, gest. (vor dem 26. Juli) 1542 in Ferrara. Schüler des Lor. Costa in Bologna. Durch römische und venezianische Einflüsse weitergebildet. Freund Ariosts. Thätig vornehmlich in Ferrara.

Der heil. Georg. 124. (93.) D 1.

Veränderte und vergrösserte Copie nach dem Gemälde Raphael’s in der St. Petersburger Eremitage. Der jugendliche geharnischte Ritter in vergoldeter Rüstung sprengt gegen den Drachen an, der sich links unten, bereits von der Lanze durchbohrt, zu seinen Füssen windet. Rechts im Mittelgrunde knieet die befreite Prinzessin in der Landschaft.

Leinwand; h. 2,05; br. 1,23. – 1746 aus der herzogl. Galerie in Modena. – Damals dort Garofalo benannt (Venturi p. 356); in den Dresdener Inventaren dem Raphael selbst, bei H. frageweise dem Giov. Fr. Penni, „il Fattore“ gen. (1488–1528), zugewiesen; doch waren jene älteren Angaben auf dem richtigeren Wege. Die Formen- und Farbendurchbildung des Bildes weist nur noch mehr auf Dosso, als auf seinen Genossen Garofalo. Als Jugendwerk Dosso’s, „etwa um 1506 ausgeführt“, mit grosser Entschiedenheit und nach unserer Ueberzeugung mit Recht in Anspruch genommen von Lerm. S. 140. Das Original Raphael’s ist ein kleines Bildchen. Dosso hat ausser dem Maasse nicht nur die Landschaft verändert, sondern z. B. dem Ritter einen Helmbusch, der Prinzessin eine Krone gegeben.

Der Erzengel Michael. 125. (92.) D 1.

Mit der Lanze in der Rechten, dem Schilde in der Linken ist er vom Himmel herabgestürmt. Im nächsten Augenblicke wird sein Fuss schwer auf dem Satan lasten, der sich über Flammen und Rauch, vergebens den Dreizack in der Rechten zur Abwehr erhebend, unter ihm windet.

Leinwand; h. 2,05; br. 1,18. – 1746 aus der herzogl. Galerie zu Modena. – Schon damals dort als Werk Dosso Dossi’s (Venturi p. 356). – In Dresden von Anfang

Empfohlene Zitierweise:
Karl Woermann: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden (1887). Generaldirection der Königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, Dresden 1887, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Karl_Woermann_Katalog_der_Gem%C3%A4ldegalerie_Dresden_1887.pdf/102&oldid=- (Version vom 20.8.2021)