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Friedrich Kapp: Reinhold Solger. In: Aus und über Amerika, Band 1

möglich eine unabhängige literarische oder wissenschaftliche Existenz zu gründen. Indessen wollten dort seine literarischen und persönlichen Pläne nicht gelingen, weshalb er denn auch gegen Ende des Jahres nach Paris zurückkehrte. Hier überraschte ihn die Februarrevolution, ein paar Tage nach seiner Hochzeit mit einer Pariser jungen Dame, die ihn jetzt als Wittwe sammt vier Kindern überlebt. Seine an die Ergänzungshefte des Wigand’schen Konversations-Lexikons geschriebenen Berichte über die Februartage sind die spannendste und lebendigste Schilderung jener halb poetischen, halb politischen Revolution. Im April 1848 kehrte Solger noch einmal nach Berlin zurück. Er schloß sich hier als eifriges Mitglied einem entschiedenen demokratischen Klub an, betheiligte sich aber nur als Beobachter und Zuschauer, nicht als Redner und Agitator an der politischen Bewegung. Wir mußten zwei Jahre später in der Schweiz laut auflachen, als in dem Prozesse Waldeck der biedere Hinkeldey und seine schlechtbezahlten, also auch schlecht unterrichteten Spürhunde aus Solger, weil er direkt von Paris nach Berlin gekommen war, einen französischen agent provacateur Saulier gemacht hatten. Im August siedelte er nach Frankfurt a. M. über, wo ich wieder mit ihm zusammentraf. Ich fand ihn hier sehr herabgestimmt und unbefriedigt, wenn er auch seine literarische und politische Thätigkeit in Verbindung mit der äußersten Linken bis zum Ausbruch der badischen Revolution fortsetzte. In Carlsruhe fand er keine Verwendung für sein eigentliches Talent, das sich im Ministerium des Auswärtigen am vortheilhaftesten verwerthet hätte. So mußte er sich damit begnügen, lediglich wegen seiner Sprachkenntnisse und Gewandtheit als Adjutant und Uebersetzer Mieroslawski’s zu dienen.

Nach kurzen zwei Monaten ging Solger im Juli 1849 dann mit der flüchtenden Armee in die Schweiz, wo er zuerst in Bern und später in Zürich lebte. In der erstgenannten Stadt hielt er während des Winters 1849-50 eine Reihe von Vorträgen über englische Literatur, in Zürich war er einer der Begründer und fleißigsten Mitarbeiter der deutschen Monatsschrift, herausgegeben von A. Kolatschek, eines Organs der demokratischen Frankfurter Linken. Solger’s und C. Vogt’s Beiträge sicherten vor allen dieser Zeitschrift eine geachtete Stellung und einen großen Leserkreis in der Tages-Literatur. Von seinen kritischen Aufsätzen

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Friedrich Kapp: Reinhold Solger. In: Aus und über Amerika, Band 1. Verlag von Julius Springer, Berlin 1876, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kapp,_Aus_und_%C3%BCber_Amerika,_Band_1,_S_363.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)