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841 Die Architectonik der reinen Vernunft. 841

 Die Philosophie der reinen Vernunft ist nun entweder Propädevtik (Vorübung), welche das Vermögen der Vernunft in Ansehung aller reinen Erkentniß a priori untersucht und heißt Critik, oder zweitens das System der reinen Vernunft (Wissenschaft), die ganze (wahre sowol als scheinbare) philosophische Erkentniß aus reiner Vernunft im systematischen Zusammenhange, und heißt Metaphysik; wiewol dieser Nahme auch der ganzen reinen Philosophie mit Inbegriff der Critik gegeben werden kan, um, sowol die Untersuchung alles dessen, was iemals a priori erkant werden kan, als auch die Darstellung desienigen, was ein System reiner philosophischen Erkentnisse dieser Art ausmacht, von allem empirischen aber, imgleichen dem mathematischen Vernunftgebrauche unterschieden ist, zusammen zu fassen.

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 Die Metaphysik theilet sich in die, des speculativen und practischen Gebrauchs der reinen Vernunft und ist also entweder Metaphysik der Natur, oder Metaphysik der Sitten. Jene enthält alle reine Vernunftprincipien aus blossen Begriffen (mithin mit Ausschliessung der Mathematik) von dem theoretischen Erkentnisse aller Dinge, diese die Principien, welche das Thun und Lassen a priori bestimmen und nothwendig machen. Nun ist die Moralität die einzige Gesetzmässigkeit der Handlungen, die völlig a priori aus Principien, abgeleitet werden kan. Daher ist die Metaphysik der Sitten eigentlich die reine Moral, in welcher keine Anthropologie (keine empirische Bedingung)

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 841. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_841.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)