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46 Elementarlehre. I. Th. Transsc. Aesthetik. 46

desselben mit iedem Menschensinne zu kehren, ob auch dieses einen Gegenstand an sich selbst (nicht die Regentropfen, denn die sind denn schon, als Erscheinungen empirische Obiecte) vorstelle, so ist die Frage von der Beziehung der Vorstellung auf den Gegenstand transscendental, und nicht allein diese Tropfen sind blosse Erscheinungen, sondern selbst ihre runde Gestalt, ia so gar der Raum, in welchem sie fallen, sind nichts an sich selbst, sondern blosse Modificationen, oder Grundlagen unserer sinnlichen Anschauung, das transscendentale Obiect aber bleibt uns unbekant.

 Die zweite wichtige Angelegenheit unserer transcendentalen Aesthetik ist, daß sie nicht blos als scheinbare Hypothese einige Gunst erwerbe, sondern so gewiß und ungezweifelt sey, als iemals von einer Theorie gefordert werden kan, die zum Organon dienen soll. Um diese Gewisheit völlig einleuchtend zu machen, wollen wir irgend einen Fall wählen, woran dessen Gültigkeit augenscheinlich werden kan.

 Setzet demnach Raum und Zeit seyen an sich selbst obiectiv und Bedingungen der Möglichkeit der Dinge an sich selbst, so zeigt sich erstlich: daß von beyden a priori apodictische und synthetische Sätze in großer Zahl vornemlich vom Raum vorkommen, welchen wir darum vorzüglich hier zum Beyspiel untersuchen wollen. Da die Sätze der Geometrie synthetisch a priori, und mit apodictischer

Gewis-
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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_046.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)