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39 II. Abschnitt. Von der Zeit. 39

geschöpft werden können, wie vornemlich die reine Mathematik in Ansehung der Erkentnisse vom Raume und dessen Verhältnissen ein glänzendes Beyspiel giebt. Sie sind nemlich beyde zusammen genommen reine Formen aller sinnlichen Anschauung, und machen dadurch synthetische Sätze a priori möglich. Aber diese Erkentnißquellen a priori bestimmen sich eben dadurch (daß sie blos Bedingungen der Sinnlichkeit seyn) ihre Grenzen, nemlich, daß sie blos auf Gegenstände gehen, so fern sie als Erscheinungen betrachtet werden, nicht aber Dinge an sich selbst darstellen. Jene allein sind das Feld ihrer Gültigkeit, woraus wenn man hinausgehet, weiter kein obiectiver Gebrauch derselben statt findet. Diese Realität des Raumes und der Zeit läßt übrigens die Sicherheit der Erfahrungserkentniß unangetastet: denn wir sind derselben eben so gewiß, ob diese Formen den Dingen an sich selbst, oder nur unsrer Anschauung dieser Dinge nothwendiger Weise anhängen. Dagegen die, so die absolute Realität des Raumes und der Zeit behaupten, sie mögen sie nun als subsistirend, oder nur inhärirend annehmen, mit den Principien der Erfahrung selbst uneinig seyn müssen. Denn, entschliessen sie sich zum ersteren (welches gemeiniglich die Parthey der mathematischen Naturforscher ist,) so müssen sie zwey ewige und unendliche für sich bestehende Undinge, (Raum und Zeit) annehmen, welche da sind, (ohne daß doch etwas Wirkliches ist), nur um alles wirkliche in sich zu befassen. Nehmen sie die zweite Parthey (von

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Immanuel Kant: Critik der reinen Vernunft (1781). Johann Friedrich Hartknoch, Riga 1781, Seite 039. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kant_Critik_der_reinen_Vernunft_039.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)