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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Söhne sezten ihnen vielerlei selbstverfertigte Sorbets vor. Sie bestanden aus Kaimak, dem man durch eingemachte Cedratschaale, Pomeranzen, Zitronen, Limonien, Ananas, Pistazien einen herben Geschmak gegeben hatte; aus Mokkaschen Kaffee, unvermischt mit dem elenden Batavischen und Insulanischen. Hierauf beräucherten die beiden Töchter des guten Muselmans Kandiden, Panglosen und Martinen die Bärte.

Sie müssen ein recht grosses und prächtiges Landgut haben, sagte Kandide zum Türken. Weiter nichts als zwanzig Hufen, antwortete der Alte. Die bau’ ich mit meinen Kindern an. Arbeit verscheucht die drei schlimmsten Feinde von uns, die Langeweile, das Laster und den Mangel.

Kandide behielt diese Rede des Türken, und bewegte sie in seinem Herzen. Ha, sagt’ er zum Panglos und Martin, dieser gute Greis scheint sich ein Loos verschaft zu haben, das dem Loose der sechs Könige, mit denen wir die Ehre gehabt zu speisen, weit vorzuziehen ist.

Nichts gefährlicher in der Welt als Grösse! sagte Panglos. Hierin stimmen alle Philosophen überein. Denn schlüslich ward Eglon, der König der Moabiter, durch Ehud gemeuchelmordet; Absalon an den Haaren aufgehängt, und mit drei Spiessen durchstochen; König

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)