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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Einem fort, und war noch üblerer Laune, wie Kunegunde; Kakambo, der im Garten arbeitete, und die Hülsenfrüchte nach Konstantinopel herein zum Verkauf trug, arbeitete und plakte sich ganz ab, und vermaledeite sein Schiksal. Panglos war voll des bittersten Unmuts, daß er nicht als Professor Metaphysices ac Poëseos auf irgend einer Universität seines lieben Vaterlands glänzen konnte. Martin nahm alles, was ihn traf, gelassen dahin, in der festen Überzeugung, daß allenthalben Elend und Unglük herrsche.

Kandide, Martin und Panglos disputirten manchmal über Säze aus der Metaphysik und Moralphilosophie. Unter ihren Fenstern passirten sehr oft Schiffe vorbei, die mit Effendis[1], Bassas, Kadis beladen waren, welche nach Lemnos, Mytilene und Arzerum in’s Elend geschikt wurden. Es kamen frische Bassas, frische Kadis, frische Effendis wieder, welche an den Plaz der Vertriebnen traten, und nicht lange darauf wieder daraus vertrieben wurden. Es schiften gar wohleinballirte Köpfe vorbei, die der hohen Pforte überreicht werden sollten.


  1. Effendi, Reis-Effendi, oder Reis-Kirab, der Oberkanzler oder, wie andre ihn nennen, der vornemste Staatssekretair am Türkischen Hofe.
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)