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Voltaire: Kandide. Erster Theil

was für eine Wage Ihr Panglos hätte zur Hand nemen können, um die Unglüksfälle der Menschen und ihre Leiden genau gegen einander abzuwägen, sagte Martin. Ich meiner Seits kann weiter nichts für gewis behaupten, als daß es auf dem Erdenrund Millionen Menschen giebt, die hundertmal betaurungswürdiger sein, wie König Karl Eduard, Zaar Iwan und Sultan Achmet. Wohl möglich! erwiederte Kandide.

In wenig Tagen befanden sie sich auf dem Kanale des schwarzen Meers. Das erste, was Kandide that, war, daß er Kakambo’n sehr theuer loskaufte, hierauf warf er sich ohn’ alles Säumen mit seinen beiden Gefährten in eine Galeere, um an den Ufern des Mare di Marmora seine Kunegunde aufzusuchen, so häslich sie auch immerhin sein möchte.

Unter den Ruderknechten waren ein Paar, die gar erbärmlich ruderten; auch sprach von Zeit zu Zeit der Levantifahrer mit seinem Ochsenziemer ihren nakten Schultern zu. Jeden Hieb fühlte Kandide doppelt; und er fuhr ihm durch Mark und Bein. Durch einen innern Zug angetrieben, naht er sich ihnen, und fasste sie schärfer in’s Auge.

So verunstaltet auch ihre Gesichter waren, so glaubt’ er doch einige bekannte Züge darin zu

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)