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Voltaire: Kandide. Erster Theil

hinsieht, soll Natur entgegenwittern, und doch soll’s nicht so kunterbunt, so regelloswild sein, wie in den so hochgepriesnen Gärten der Engländer.

Als unsre beiden Neugierigen von dem Illustrissimo Abschied genommen hatten, sagte Kandide zu Martinen: Daß der Mann der Glüklichste unter allen Menschen ist, werden Sie mir doch wohl zugeben; er ist weit über alles erhaben, was er besizt.

Martin. Sehn Sie denn nicht, daß er alles dessen überdrüssig ist. Die Mägen sind nicht die besten, hat schon Plato vor Jahrhunderten gesagt, die nicht jede Speise vertragen können.

Kandide. Aber, ist es nicht Wollust, jedes Ding zu bekritteln, Fehler aufzuspüren, wo andre Leute mit ihrer schlechtgeschlifnen Brille nichts als Schönheiten sehn?

Martin. Das heisst verdolmetscht, es ist Wollust, gar keine Wollust zu geniessen.

Kandide. Nun dann! so bin ich dann allein der Glükliche, wenn ich mein Gundchen in den Armen haben werde.

Martin. Hofnung ist noch das Beste, was der Mensch hat!

Indessen verflossen Tage, Wochen, Monate, und kein Kakambo erschien. Kandide war

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)