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Voltaire: Kandide. Erster Theil

ihn aufbewahren als ein Denkmal des Alterthums und wie jene verrosteten Schaumünzen, die nicht mehr im Gange sind.

Kandide. So denken doch Vossignoria nicht vom Virgil?

Pococuranté. Ich räum’ es ein, daß das zweite, vierte und sechste Buch seiner Aeneide treflich sind, was aber seinen frommen Aeneas anlangt, den starken Kloanthes, und Freund Achates, den kleinen Askan, den König Schwachkopf Latinus, die Spiesbürgerin Amata, und den Laffen von Weibe, die Lavinia, so glaub’ ich nicht, daß man je was Mattres Widerlichers gesehn hat. Viel lieber will ich den Tasso lesen, und all die Ammenmärchen des Ariost’s, worüber man stehend einnikken möchte.

Kandide. Um Verzeihung, gnädiger Herr, finden Sie viel Vergnügen daran, den Horaz zu lesen?

Pococuranté. Er hat Maximen, die ein Mann von Welt benuzen kann, und die wegen ihrer angenemen, lebhaften Einkleidung sich dem Gedächtnisse um so leichter einprägen. Allein seine Reise nach Brindisi und seine Beschreibung eines zusammengesudelten Mittagsbrodts, sein Zankdialog im Karnschiebertone zwischen Gott weis was für einem Rupilius, dessen Worte, wie er sagt, von Eiter troffen, und einem andern,

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)