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Voltaire: Kandide. Erster Theil

wünscht als Barones Kunegunden. Ich will sie zu Venedig erwarten; wir wollen über Frankreich nach Italien gehn. Sie begleiten mich doch?

Martin. Versteht sich. Zwar sagt man, wäre Venedig nur für die Nobili di Venezia, indes nimmt man auch Ausländer recht gut dort auf, wenn sie viel aufgehn lassen; ich kann’s nun nicht, aber Sie können’s, und darum zieh’ ich mit, wohin Sie wollen.

Kandide. Sagen Sie mir doch Freund, glauben Sie was der dikke Quartante da von unserm Schifskapitän behauptet, daß die Erde im Anbeginn ein Meer gewesen ist?

Martin. Platterdings nicht! so wenig als all’ die Alfanzereien, womit das Heer der Skribler seit einiger Zeit zu Markte gezogen kömmt.

Kandide. Zu was Ende ist denn die Welt erschaffen worden?

Martin. Damit wir alle sollen rasend werden.

Kandide. Wundern Sie sich nicht über die Liebe der beiden Dirnen gegen die zwei Paviane, wovon ich Ihnen erzählt?

Martin. Nicht im geringsten. Ich sehe gar nicht, wo das Sonderbare dieser Leidenschaft sizt. Ich habe so viel Ausserordentliches gesehn,

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_125.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2021)