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Voltaire: Kandide. Erster Theil

unter. Einige Tage darauf fielen zwei andre Hämmel vor Strapaze um; sieben oder achte verhungerten eine Zeitlang nachher in einer Wüste; noch andre stürzten in der Folge die Felsen hinab, kurz, nachdem sie hundert Tage gewandert hatten, waren ihre Hämmel bis auf zwei geschmolzen.

„Nichts vergänglicher hienieden, Freund, wie Du siehst, als Reichthümer, und nichts dauernder als Tugend, und die wonneseelige Hofnung, Barones Kunegunden wiederzusehn!“ Wohl wahr! wohl wahr! sagte Kakambo, indes haben wir noch zwei Hämmel mit mehr Schäzen beladen, als ’n König von Spanien sein Lebstage krigen wird, und ich sehe von weitem ’ne Stadt, die mir wie Surinam vorkömmt. Ist dem so, so haben all’ unsre Leiden ’n Ende, und von nun an wird alles anfangen, uns zu grünen und zu blühen.

Unfern der Stadt fanden sie einen Neger auf der Erde liegen, der nur seine halbe Kleidung anhatte, d. h. Eine blauleinwandne Hose; das linke Bein und die rechte Hand fehlte dem armen Schelm. Mein Gott! rief ihm Kandide auf Holländisch zu, Freund, was machst du hier in dem entsezlichen Zustande? „Ich warte uf meinen Herrn, den Herrn van der Dendur, den grossen Kauf- und Handels-Herrn.“ Hat der

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)