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Voltaire: Kandide. Erster Theil

nicht! sagte der König mit lachendem Munde. Wie könnt Ihr auf unsern gelben Kot so erpicht sein. Doch nemt dessen soviel Ihr wollt, und wohl bekomm’s den Herren.

Sogleich gab er seinen Ingeniörs Befel, den Ris zu einer Winde zu liefern, womit man diese zwei Männer aus dem Königreiche hinauswinden könnte. Dreitausend gute Mechaniker arbeiteten nach diesem Ris, und binnen vierzehn Tagen war die Maschine fix und fertig. Sie kam nach dortigem Gelde nicht höher, als zwanzig Millionen Pfund Sterling.

Man sezte Kandiden und Kakambo’n in diese Maschine. Es befanden sich darauf zwei grosse rote Hämmel wohl gezäumt und gesattelt, um sich ihrer zum reiten zu bedienen, wenn sie über die Gebirge wären, zwanzig Pakhämmel waren mit Lebensmitteln beladen, dreissig trugen die grössten Seltenheiten des Landes und funfzig Gold, Edelgesteine und Diamanten. Der König nam von den beiden Vagabunden den zärtlichsten Abschied.

Ihr Auszug und die erfindungsreiche Art, wie sie mit ihren Hämmeln empor gelüpft wurden, machte wirklich ein sehenswürdiges Schauspiel. Als sie völlig in Sicherheit waren, namen die Mechaniker von ihnen Abschied.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_107.jpg&oldid=- (Version vom 7.6.2021)