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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Achtzehntes Kapitel.
Was sie in Eldorado sahen.

Der neugierige Kakambo legte dem Wirt so viel Fragen vor, daß ihm dieser keine Auskunft mehr geben konnte. Dum bin ich nun herzlich, aber es schad’t mir nichts, sagte der Wirt. Wissen Sie was, wir haben ’nen alten Herrn hier, vor diesem war er bei Hofe; ’nen hochgestudiertern Mann giebt’s im ganzen Lande nicht. Geben Sie dem halbweg ein gut Wort, so kramt er Ihnen all’ seine Gelehrsamkeit aus. ’S is ne rechte gute ehrliche Haut.

Sogleich führte er Kakambo’n zu dem Alten. Kandide, der jezt die zweite Rolle spielen musste, begleitete seinen Bedienten.

Das Haus des Gelehrten sah ganz schlecht und recht aus. Die Thür bestand aus kahlem Silber, die Vertäflung der Zimmer aus lumpichtem Golde, war aber so geschmakvoll gearbeitet, daß sie von der reichsten Vertäflung nicht verdunkelt wurde. Das Vorzimmer war freilich nur mit Rubinen und Smaragden ausgelegt; allein alles daselbst, so schiklich geordnet, daß man diese bäurische Einfalt bald darüber vergas.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_098.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)