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Voltaire: Kandide. Erster Theil

sie eben niedergebüchst, sind ja die feinen Liebchen von den beiden Dirnen!

Kandide. Das ihre Liebhaber! Schäker! wie wär das möglich? Wie ist das glaublich?

Kakambo. Als wär’ das wieder so was zu verwundern! Was ist das nu mehr, daß es ’n Land in der Welt giebt, wo Pavians bei den Weibern Hahn im Korbe sind. Es sind Viertelmenschen so wie ich ’n Viertelspanier.

Kandide. Ha! ich besinne mich von Magister Panglos gehört zu haben, daß ehemals sich dergleichen zugetragen, und daß aus dieser Vermischung die Ägipane[1], Fau’n und Satyrn entstanden wären; daß viele grosse Männer des Alterthums sie gesehn hätten. Ich nam aber das alles für Märchen.

Kakambo. Und ist doch die helle, klare Wahrheit, wie Sie nun mit Händen greifen können! Sehn Sie, so machen’s die Mädel, die niemals unter der Scheere der Mutter oder ’ner wohlehrbaren, steifen Französin gestanden haben. Da haben Sie die liebe Natur! - -


  1. Ägipane. Bei den Alten gewisse Ungeheuer in den Lybischen Wäldern, auf dem Schlag des Pan’s d. h. dem halben Körper, den Hörnern, Füssen, und dem Schwanze nach, ziegenartig
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)