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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Kommandant. Sollten Sie’s wirklich sein?

Kandide. Es ist gar nicht möglich.

Sie fielen sich um den Hals, hingen fest an einander, konnten nicht zu Worte kommen, strömten sich in Freudenthränen aus.

Kandide erhielt die Sprache zuerst wieder: So hab’ ich den Bruder der reizenden Kunegunde in meinen Armen! Ja er ist’s, der Sohn des Herrn Barons. Es ist Junker Polde, der von den Bulgaren getödtet wurde! Und ist jezt Jesuit in Paraguai! Warlich, es geht wunderbar her in der Welt! O Panglos! Panglos! wie würdest Du Dich freuen, wenn Du nicht am Galgen hingest.

Der Kommandant gab seinen Negersklaven und Paraguaiern, die ihnen in bergkristallnen Bechern Wein eingeschenkt hatten, einen Wink hinauszugehn. Und nun pries er Gott und den heiligen Ignatius tausendmal und drükte Kandiden an seine Brust. Sie schwammen in Thränen.

Kandide. Schon so im Rausch der Freude Baron! O! viel zu früh! Das vollste Maas von Seeligkeit erwartet erst Ihrer! Ihre todtgeglaubte Schwester lebt, ist frisch und munter.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)