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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Sie seine Sporen nicht küssen.“ „Er ist aber keen Spanier der Herr Hauptman, und wir möchten beede vor Hunger umfallen. Könnten wir nicht derweil ein bischen frühstükken, bis Ihro Hochehrwürden kommen?“

Sogleich rapportierte der Sergent dem Kommandanten. Ein Teutscher! rief er, ein Teutscher! O Gott Lob, da kann ich ihn sprechen. Man führ’ ihn in die Gartenlaube. Und man brachte sie sofort in ein kleines grünes Lusthaus.

Es war mit einer gar stattlichen Reihe von grünen Marmorsäulen geschmükt, deren Knauf und Schaft vergoldet war; dahinter lief ringsum ein artiges Gitterwerk, worin sich Papagaien, Kolibris, Fliegenfänger, Pintados[1] und die allerseltensten Vögel befanden. Das herrlichste Frühstük ward in goldnen Geschirren aufgetragen. Unter der Zeit lagen die Paraguaier mitten im Felde bei der stechendsten Sonne, und assen Maiz[2] aus hölzernen Schüsseln.

Nicht lange, so trat der wohlehrwürdige Pater Kommandant herein. Ein bildschöner

  1. Pintados. Sogenannte Perlhühner. Eine Indische Rasse, wie bekant.
  2. Maiz, bekanntermaaßen Indisches Korn, das mancherlei Gattungen hat.
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)