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Voltaire: Kandide. Erster Theil

sehn, ganz was anders zu hören und auch ’n ganz ander Stükchen Arbeit, wenn man will. O es ist ’n gar scharmantes herrliches Ding um’s Reisen!

Kandide. So bist’u in Paraguai bekannt?

Kakambo. Wie’n Pudel, bei meiner armen Seele! Bin ja Aufwärter gewesen in dem Jesuiterkollegium zu Assumption, weis im Guvernement der Los Padres so gut Bescheid wie uf den Gassen zu Cadix. Das ist Ihnen noch ’n Königreich, das sich gewaschen hat. Schon jezt hat’s mehr als dreihundert Meilen im Umkreise, und ist in dreissig Provinzen eingetheilt. Los Padres schieben alles in ihren Sak, und das Volk hat nicht mal ’ne lahme Laus, die sein wäre. Wie schlau dort die Gerechtigkeit ist! Wie klug sie alles eingefädelt haben! O darüber geht nichts!

Ne! solche herrliche kapitale Kerls giebt’s gar nicht mehr wie Los Padres! Hier ziehn sie gegen den König von Spanien und von Portugall zu Felde, dort bebeichten und beabendmalen sie sie, hier knikken sie den Spaniern uf’n Kopf, dort beten sie sie mit Leib und Seel in’n Himmel. ’s ist ganz allerliebst!

Nur immer die Sporen in die Rippen! – Nun werden Sie erst recht in’s Wohlleben ’reinkommen und uf ’nen grünen Zweig! Sie werden

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)