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Voltaire: Kandide. Erster Theil

wurde. Für seine Frau mocht’ er sie nicht ausgeben, weil sie’s noch nicht war, für seine Schwester auch nicht, denn das war sie noch weniger; er war zu sehr Teutscher, um sich dieser Notlüge zu bedienen, die so manchen Patriarchen aus der Not gerissen hatte, und auch noch heutiges Tages gute Dienste leisten konnte. Deshalb sagte er grad heraus: die Barones Kunegunde wird mich mit ihrer Hand beehren, und wir ersuchen Ihro Exzellenz unterthänigst, die hohe Gnade für uns zu haben, und unsre Hochzeit auszurichten.

Don Fernando d’Ibara y Figueora y Mascarenes y Lampourdos y Souza strich hohnlächelnd seinen Zwikkelbart und befahl dem Hauptmann Kandide seine Kompagnie zu mustern. Kandide gehorchte und lies den Stathalter bei Barones Kunegunden allein. Dieser entdekte ihr nunmehr seine Brunst, und betheuerte ihr, er wolle ihr Morgen im Angesicht der Kirche seine Hand reichen; wolle sie ihn aber mit ihrer ausserehlichen Liebe beglükken, so woll’ er sich auch da nach ihr richten. Kunegunde bat sich eine Viertelstunde von ihm aus, um sich sammlen, die Alte um Rat fragen und sich entschliessen zu können.

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)