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Voltaire: Kandide. Erster Theil

ich gewusst, daß das alles Kriegsgebrauch wäre, ich hätte mich anders dabei genommen.

Die Kriegsgurgel gab mir mit seinem Degen einen Stich in die linke Seite, wovon ich noch die Narbe habe. Die ich doch wohl werde zu sehn bekommen? fragte Kandide ganz in seines Herzens Unschuld. Warum das nicht! sagte Kunegunde, allein jezt lassen Sie mich nur weiter erzälen. „Das thun Sie, Gnädige Barones, das thun Sie!“

Sie knüpfte den Faden ihrer Geschichte folgendermaassen wieder an:

Ein Bulgarischer Hauptmann trat in mein Schlafgemach, sahe wie mein Blut herabtrof; der Soldat blieb, wo er Posten gefasst hatte. Der Hauptmann ward wild, daß dies Vieh so wenig Subordination bezeigte, und stach ihn auf meinem Leibe todt, lies mich hierauf verbinden und führte mich als Kriegsgefangene in sein Quartier. Ich wusch ihm sein Paar Hemden und bestellte seine Küche.

Er fand – mus ich gestehen – daß ich ein gar niedlich Ding sei, und er war – ich kann’s gar nicht in Abrede sein – eine sehr wohlgebaute Mannsperson, hatte eine weiche, weisse Haut, aber herzlich wenig Kopf und noch weniger Philosophie: man merkt’ es ihm gleich an, daß er kein Schüler des grossen Panglos gewesen

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)