Seite:Kandide (Voltaire) 036.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Voltaire: Kandide. Erster Theil

sich Frag’ und Antwort, Seufzer und Thränen, und Schreie der Freud’ und des Erstaunens. Die Alte riet ihnen, nicht zu laut zu werden, und lies sie in völliger Freiheit.

„Ha! so leben Sie wirklich noch, Barones? So find’ ich Sie in Portugall wieder! So sind Sie nicht geschändet worden; so hat man Ihnen nicht den Bauch aufgeschlizt!“ Doch! doch! sagte die schöne Kunigunde, allein man stirbt daran nicht immer. „Aber der gnädge Herr Papa sind getödtet worden, und die gnädge Frau Mama?“ Leider! alle beide! und Thränen tröpfelten aus Kunegunden’s Auge. „Und Dero Herr Bruder auch?“ „Auch der!“ „Wie sind Sie aber nach Portugall gekommen? Wie haben Sie meinen Aufenthalt erfahren? Wie mich hieher gezaubert? Den Schlüssel, liebste Kunegunde, zu all’ den seltsamen Abentheuern!“

Den sollen Sie sogleich haben, erwiederte die Dame; zuvor aber müssen Sie mir erzälen, wie’s Ihnen nach dem unschuldigen Kus gegangen ist, den Sie mir gaben, und nach den Fustritten, die Sie bekamen.

So beklommen auch Kandide sich noch fühlte, so schwach und zitternd seine Stimme war, so weh’ ihm auch noch sein Rükgrat that:, so erzält’ er ihr noch mit der tiefsten Ehrerbietung

Empfohlene Zitierweise:
Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)