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Voltaire: Kandide. Erster Theil

daher, hörten eine Predigt an, die durch Mark und Bein fuhr, und darnach eine gar unliebliche disharmonische Choralmusik. Während des Gesangs ward Kandide nach Noten mit Ruten gestrichen; der Biskajer und die beiden Spekverächter verbrannt, und Panglos wider allen Schik und Brauch aufgehängt. Und unter der Erde begann von neuem ein gräsliches Gerassel und Geprassel.

Kandide, ganz ein Raub der Angst und des Schreckens, an jedem Gliede zitternd und blutrünstig sagte bei sich selbst: Ist das die beste aller möglichen Welten, nun so möcht’ ich die übrigen sehn! Daß ich mit Ruten gestrichen werde, möchte noch hingehn, wurd’ ich’s doch auch bei den Bulgaren; aber daß ich Dich mus hängen sehn, trauter Panglos, grösster aller Philosophen, ohne zu wissen warum; daß ich Dich, bester aller Menschen, trauter Jakob, vor meinen Augen im Hafen musste ertrinken sehn, daß ich hören mus, wie Ihnen Barones Gundchen, der Krone aller Mädchen, der Bauch ist aufgeschlizt worden, das, das kann ich nicht verschmerzen, das verleitet mich zu murren.

Mit jedem Schritt einknikkend, schwankte Kandide zur Stadt hinaus; war durch Prediger und Büttel wohl gestäupt worden, hatte Absolution und Segen erhalten. Ein altes

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)