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Voltaire: Kandide. Erster Theil

jezt so wütig verzehrt. Das arme Mädchen war angestekt und ist vielleicht schon nicht mehr.

Gertrud hatte von einem hochgelahrten Franziskanermönch dies Geschenk, das er aus der ersten Hand bekommen hatte; denn er hatte es von einer alten Reichsgräfin, die Gräfin von einem Dragonerhauptmann, der Hauptmann von einer Marquise, die Marquise von einem Pagen, der Page von einem Jesuiten, und der Jesuit noch in seinem Probestande recta via von einem Gefärten des Christoph Kolumbus. Ich meines Orts, werd’s niemanden mittheilen, denn ich sterbe.

Kandide. O Panglos! Eine gar sonderbare Sippschaft! Der Teufel ist wohl gar der Stammvater?

Panglos. Behüte! Die beste aller möglichen Welten konnte ohne diese Krankheit nicht bestehn; sie war ein unumgänglich nötiges Ingredienz; denn hätte nicht Kolumbus in einer Amerikanischen Insel diese Seuche geholt, die den Zeugungsquell vergiftet, seine Wirkungen oft völlig entkräftet und dem großen Zwek der Natur augenscheinlich entgegenarbeitet, so hätten wir weder Schokolate noch Koschenille.

Überdies mus man bemerken, daß sie lediglich nur uns Europäern anhängt, so wie die Sucht zu polemisiren. Türken und Indier, und die da wohnen in Schina und Siam und Japan,

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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_021.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)