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Voltaire: Kandide. Erster Theil

Erstes Kapitel.
Was maassen Kandide[1] in einem schönen Schlosse erzogen, und aus demselben fortgejagt wird.

Im Herzogthum Westphalen auf dem Schlosse des Herrn Baron von Donnerstrunkshausen ward mit der jungen Herrschaft zugleich ein junger Mensch erzogen, ein gar liebes, sanftes Geschöpf, aus dessen kleinsten Gesichtszuge Sanftheit hervorblikte. An Kopf fehlt’ es ihm gar nicht, und doch war er so offen, so rund, so ohn’ alles Arg, wie unsr’ Ahnen. Eben deswegen, glaub’ ich, nannte ihn Barones Engeline, Schwester des Herrn Barons, Kandide. Wie hätte eine Dame, die anderthalb Jahr zu Berlin in einer Französischen Pension gewesen, sich auf einen

  1. Kandide heißt wie jeder wissen kann, der sein Wort Französisch versteht, reines redliches Herzens.
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Voltaire: Kandide. Erster Theil. Berlin: Christian Friedrich Himburg. 1782, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kandide_(Voltaire)_003.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)