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schwedische Übersetzung der Kalewala, welche wir dem der Wissenschaft, dem Vaterlande und den Freunden zu früh entrissenen M. Alexander Castrén verdanken (1841) zur Hand gewesen. Ist diese Übersetzung auch eine höchstgelungene, welche bei aller Treue den Eindruck einer selbständigen Schöpfung macht, so ist doch die Zahl derer, denen die schedische Sprache geläufig ist, unter den deutschen Forschern eine sehr beschränkte. Endlich erschien im J. 1845 eine französische Übersetzung von Léouzon Le Duc, die den Wünschen des größeren Publikum’s entgegenkommen sollte. In Deutschland ward bald dieser, bald jener Name für eine zu erwartende Übersetzung genannt. Unterdessen hatte die finnische Litteraturgesellschaft dafür Sorge getragen, daß durch eine umfassendere Sammlung epischer Runen in den verschiedensten Gegenden finnischer Zunge eine neue Ausgabe der Kalewala ebenfalls unter der Redaction von Dr. Elias Lönnrot ins Leben treten konnte. Sie erschien im J. 1849 und umfaßt in 50 Gesängen 22,793 Verse. Eine sehr interessante Beurtheilung derselben ließ Castrén im Bulletin histor. philol. der Akademie der Wissenschaften Band VII N:o 20, 21 abdrucken. Seinem Einflusse hauptsächlich ist das Entstehen vorliegender Übersetzung zuzuschreiben. Er trug Sorge, daß mir die einzelnen Bogen der neuen Ausgabe während des Druckes von der finnischen Litteraturgesellschaft zugesandt wurden, so daß ich die Übersetzung bald nach dem Erscheinen des Originals gegen Ende des Jahrs 1849 beendigen konnte. Im nächstfolgenden Jahre wanderte die Handschrift nach Helsingfors, wo die Litteraturgesellschaft auf Betrieb Castrén’s für eine Revision der Übersetzung sorgte, an welcher Castrén selbst manchen Antheil hatte. Endlich war die Arbeit druckfertig, fand jedoch erst gegen Ende des vorigen Jahrs einen Verleger an der ältesten Buchhandlung Finnlands. Da der Druck in Helsingfors selbst bewerkstelligt werden konnte, ließ Castrén es sich wiederum angelegen sein, die Correctur zu überwachen, welche er der gewissenhaften Leitung des Herrn Carl Gustav Borg übertrug, der als gewandter Übersetzer und gründlicher Kenner der finnischen Poesie sehr viel dazu beigetragen hat, vorliegende Übersetzung von ihren Mängeln zu reinigen. Und dennoch ist so manches Mangelhafte stehen geblieben. Mein Trost ist der, daß nach mir Andere kommen werden, welche das Werk weiter fördern werden. Einstweilen beurtheile man meinen Versuch mit Nachsicht und entschuldige namentlich die kleineren Druckversehen, welche sich bei meiner Entfernung vom Druckort nicht ganz verhüten ließen.

     St. Petersburg den September 1852.


A. Schiefner.          
Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_VI.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)