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Ihre Monde dort durchjammre.““
     „„Hätte doch gewiß getauget

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Auch für Stellen, die da besser,

Auf den Höfen, die da weiter,
Auf den Böden, die da breiter,
An der Seite bessern Leibes,
Neben einem kräft’gern Manne;
Bin an einen Schuh von Rinde,
Einen Lappenschuh gerathen,
Hat den Körper einer Krähe,
Von dem Raben seine Nase,
Seinen Mund vom gier’gen Wolfe,

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Und das Übrige vom Bären.““

     „„Hätt’ erhalten einen solchen,
Wär’ zum Hügel ich gegangen,
Eine harz’ge Tann’ vom Wege,
Einen Erlenstamm vom Walde,
Hätte ein Gesicht von Rasen,
Einen Bart von schlechten Flechten,
Hätt’ den Kopf gemacht vom Lehme,
Augen von den heißen Kohlen,
Birkenbeulen anstatt Ohren,

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Weidenzweige statt der Beine.““

     „Sang ein Lied in dieser Weise,
Seufzete bei meinen Sorgen,
Mein Geliebter mußt’ es hören,
An der Wand sich grad befinden;
Als von dort er nun gekommen,
In die Thür der Kammer tretend,
Da erkannt’ ich’s schon am Gange,
Nahm ich’s ab aus seinen Schritten,
Ohne Wind und ohne Luftzug

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Flatterten ihm seine Haare,

Seine Zähne aufgesperret,
Hin und her die Augen rollend,
In der Hand schwingt eine Esche,
Einen Stock er in den Armen,
Hauet mit dem Stock gerade,
Schlägt damit nach meinem Kopfe.“
     „Als gekommen drauf der Abend,
Als zum Schlaf er sich verfügte,
Nahm zur Hand er eine Ruthe,

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Eine Lederpeitsch’ vom Nagel,

Nicht für irgend einen andern,
Nein, für mich, die Mühbeladne.“
     „Ging dann selber drauf zur Ruhe,
Ging am Abend endlich schlafen,
Legt’ mich an des Gatten Seite,
Dieser ließ mich an die Seite,
Stieß genug mit seinem Arme,
Reichlich mit den bösen Händen,
Viel mit jener dicken Gerte,

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Mit dem Peitschenstiel von Fischbein.“

     „Sprang da von der kühlen Seite,
Aus dem Bette voller Kälte,
Hinter mir stürzt nun der Gatte,
Stürmt hinaus dann zu der Thüre,
Fährt in’s Haar mit wilden Händen,
Raufet mich an meiner Stirne,
Warf die Haare fort zum Winde,
Streute sie in alle Lüfte.“
     „Welcher Rath war nun zu finden,

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Wer wohl hätte Rath gegeben?

Machte mir von Stahl die Schuhe,
Macht’ die Riemen mir aus Kupfer,
Wartete nun an der Hauswand,
Lauschte auf der Gasse Boden,
Bis der Böse ausgetobet,
Bis zur Ruhe er gekommen;
Nicht wollt’ er zur Ruhe kommen,
Nicht von seinem Toben lassen.“
     „Endlich überkommt mich Kälte,

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Als verstoßen ich dort weilte,

An der Wand dort bleiben mußte,
Draußen vor des Hauses Thüre;
Dachte nach und überlegte:
Werde doch nicht ewig dulden,
Diesen Zorn nicht lange tragen,
Die Verachtung lange dulden
In dem bösen Lempohaufen,
In dem Nest des schlechten Piru.“
     „Schied da von den schönen Stuben,

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Vom geliebten Aufenthalte,

Machte mich nun auf zu wandern

Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)