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Nicht die Schwiegermutter denke,
Daß das Mehl du dort vertheilest,
Weibern in dem Dorf es schenkest.“
     „Gehst du die Geschirre waschen,
Die Gefäße auszuspülen,
Wasch die Kannen an den Henkeln,
An den Streifen du die Krüge,
Wasch die Schalen, wasch die Seiten,

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Wasch die Löffel, wasch die Stiele!“

     „Gieb du Acht auf deine Löffel
Und behüte das Geschirre,
Daß nicht Hunde es verschleppen,
Katzen nicht von dannen führen,
Nicht die Vögel es zerstreuen,
Kinder es vom Orte tragen;
Kinder sind gar viel im Dorfe,
Viel der kleinen Köpfe dorten,
Die die Kannen fort dir tragen,

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Fort die Löffel nehmen könnten!“

     „Ist die Badestund’ gekommen,
Führe Wasser, trage Besen,
Bähe Quasten in Bereitschaft
In der rauchberaubten Badstub’,
Ohne lange dort zu weilen,
Ohne in dem Bad zu säumen,
Daß der Schwäher nicht vermuthe,
Nicht die Schwiegermutter denke,
Daß du auf der Bank dich streckest,

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Auf der Schwitzbank du dich wälzest!“

     „Kommst du darauf in die Stube,
Lad den Schwäher dann zum Bade:
„„O geliebter Schwiegervater,
Schon in Ordnung ist die Badstub’,
Wasser sammt den Besen fertig,
Alle Bretter gut gekehret,
Gehe, bad’ dich zur Genüge
Und begieße dich hinlänglich,
Werde selbst die Hitze mehren,

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Selbst mich unter Bretter stellen.““

     „Kommet dann die Zeit zum Spinnen,
Kommt die Zeit, zu der man webet,
Gehe nicht in’s Dorf nach Fingern,
Über’s Bächlein nicht nach Kunde,
Nicht nach Rath nach andern Höfen,
Nach dem Weberkamm zu Fremden!“
     „Selber spinne du die Fäden,
Mit der eignen Hand den Einschlag,
Drehe du die Wolle schlaffer,

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Doch die Leinenfäden fester;

Wickle du recht fest den Garnknaul,
Wirf ihn darauf auf die Haspel,
Wickle du ihn auf die Winde,
Schräge hin zum Weberbaume,
Schlage kräftig mit dem Kamme,
Heb’ den Weberschaft behende,
Webe gutes Tuch zu Röcken,
Fertige von Wolle Kleider,
Du von einer Flocke Wolle,

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Von dem Haar des Winterlammes,

Von des Sommerschafes Wolle,
Von dem Flaum des Sommerbockes!“
     „Höre nun, was ich dir sage,
Was ich dir nun wiederhole!
Braue Bier du von der Gerste,
Von dem Malz ein süß Getränke,
Brau’s aus einem Gerstenkorne,
Mit dem Holz des halben Baumes!“
     „Malzest du die Gerste süßlich,

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Schmeckest du dann von dem Malze,

Rühre du es nicht mit Haken,
Wend’ es nicht mit einem Stocke,
Rühr’ es emsig mit den Händen,
Wend’ es mit der Hände Höhlung,
Gehe öfters nach der Badstub’,
Laß die Keime nicht verderben,
Nicht die Katze dorten sitzen,
Auf dem Malz den Kater schlafen,
Fürchte dich nicht vor dem Wolfe,

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Vor dem wilden Thier des Waldes,

Wenn du zu der Badstub’ schreitest,
Um die Mitternacht hingehest!“
     „Kommt ein Fremder nun zu Gaste,
Ärgre dich nicht ob des Gastes,
Immer muß ein guter Hausstand

Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)