Sucht ihn aus dem Todtenreiche,
Aus Manala’s niederm Lande,
Suchte wohl und konnt’ nichts finden,
Forschte lange, doch vergebens.
Emsig suchte man den Metzger,
Forscht man nach dem Schlächter weiter
Auf des Meeres klarem Rücken,
Auf den ausgedehnten Fluthen.
Stieg ein Mann nun aus dem Meere,
Aus dem klaren Meeresrücken,
Aus den weitgedehnten Ebnen,
Nicht gehört er zu den größten,
Keineswegs auch zu den kleinsten:
Schlafen konnt’ er in der Schale,
Stehen unter einem Siebe.
War ein Alter, eisenfäustig,
Eisenfarbig anzuschauen,
Auf dem Kopf ein Felsenhütlein,
In der Hand ein goldnes Messer,
Kupfern war der Schaft des Messers.
Also fand nun seinen Schlächter,
Fand nun endlich seinen Tödter,
Seinen Mörder Suomi’s Ochse,
Dieses Wunderthier den Metzger.
Kaum erblickt er seine Beute,
Stürzt er auf des Stieres Nacken,
Drückt den Stier er auf die Kniee,
War es viel, was man erlangte?
Nicht gar viel ward dort erlanget;
Hundert Zuber nur mit Fleische,
Hundert Klafter bracht’ man Würste,
Sieben Bootvoll von dem Blute,
Von dem Fette sechs der Tonnen
Zu dem Schmause von Pohjola,
Zum Gelage Sariola’s.
Eine Stube war im Nordland,
Hatte neun der Klafter Länge,
In die Breite sieben Klafter,
Kräht ein Hahn auf ihrem Dache,
Hört man unten nicht die Stimme,
Bellt ein Hündlein in dem Grunde,
Hört man’s schwerlich bis zur Thüre.
Drauf bewegt Pohjola’s Wirthin
Dort sich auf des Bodens Fugen,
Gar geschäftig in der Mitte,
„Woher soll ich Bier bekommen,
Wie den Trank geschickt bereiten
Bei der Rüstung zu der Hochzeit,
Bei des Schmauses Zubereitung?
Nicht versteh’ ich es zu brauen,
Kenne nicht des Biers Entstehung.“
War ein Alter auf dem Ofen,
Sprach der Alte von dem Ofen:
„Bier entstehet aus der Gerste,
Doch entsteht’s nicht ohne Wasser,
Ohne Kraft des wilden Feuers.“
„Hopfen war ein Sohn des Rauschers,
Klein schon ward er in die Erde,
In den Boden er gepflanzet,
Ward als böse Schlang’ geworfen
Zu dem Rand des Kalewbrunnens,
Zu dem Saum des Osmofeldes;
Dorten wuchs der junge Schößling,
Sich zu einem kleinen Baume,
Eilte grade zu dem Wipfel.“
„Gerste sä’t des Glückes Alter
An die Spitz’ des Osmofeldes,
Schön gedieh daselbst die Gerste,
Wuchs gar herrlich in die Höhe
An des Osmofeldes Spitze,
Auf des Kalewsohnes Acker.“
„Wenig Zeit war hingegangen,
Von dem Felde spricht die Gerste,
Aus dem Kalewbrunn das Wasser:
„„Wann wohl kommen wir zusammen,
Kommt das eine zu dem andern?
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_113.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)