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Im Gehölz sind Elennthiere
Edelhirsche dort erhänget,
Daß der Mann den Hunger stille,

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Seine Gier daselbst befried’ge.“

     „Ferner bann’ ich dich, den Schlechten,
Banne ich und treib’ von hinnen
Dich zum heft’gen Rutjafalle,
Zu dem feuerreichen Wirbel,
Wo die Bäume niederfallen,
Wo die Tannen niederstürzen,
Mit dem Stamm die großen Fichten,
Mit der Kron’ belaubte Tannen;
Schwimme da, du böser Heide,

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In dem Schaum des Wasserfalles,

Wirble durch die weiten Fluthen
Weile in den engen Wogen!“
     „Findst du dorten keine Stelle,
Werd’ ich dich von hinnen bannen
In den schwarzen Fluß Tuoni’s,
In den ew’gen Strom Manala’s,
Daß du nie in deinem Leben
Von der Stelle dort entkommest,
Sollte ich dich nicht befreien,

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Sollt’ ich dich nicht lösen können

Gegen neun der besten Hammel,
Die ein einzig Schaf getragen,
Gegen neun der stärksten Stiere,
Die dieselbe Kuh geworfen,
Gegen neun der schönsten Hengste,
Die da Füllen einer Stute.“
     „Fragest du nach Reisepferden,
Wünschest Rosse du zum Fahren,
Werde Rosse ich dir leihen,

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Werd’ ein Reisepferd dir geben:

Hiisi hat ein Pferd voll Schönheit,
Auf dem Berg’ ein rothgemähntes,
Feuer sprühet aus dem Maule,
Weiß sind an der Spitz’ die Nüstern,
Hufe hat es ganz von Eisen,
Stählern sind des Rosses Beine,
Kann bergaufwärts sich erheben,
In dem Thale sich bewegen,
Wenn der Reiter selber tüchtig,

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Wenn er krafterfüllt einherjagt.“

     „Sollte dieses nicht genügen,
Mögest du des Hiisi Schneeschuh,
Lempo’s Erlenschuh erhalten,
Einen Stab des bösen Mannes,
Daß du in das Land von Hiisi,
Nach dem Walde Lempo’s schreitest,
Hiisi’s ganzes Land durchschneidest,
Dieses Bösen Land durchgleitest;
Liegen Steine auf dem Wege,

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Spreng’ dieselben von einander,

Liegen Zweige in die Länge,
Brech’ dieselben rasch in Stücke,
Steht ein Held quer in der Mitte,
Schick’ ihn fort geraden Weges!“
     „Gehe, rühr’ dich, Überflüß’ger,
Fliehe, schlechter Mann, von hinnen,
Ehe noch der Tag beginnet,
Eh’ der Morgenschimmer dämmert,
Eh’ die Sonne sich erhebet,

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Eh’ den Hahn man krähen höret,

Zeit ist’s, Arger, nun zu gehen,
Zeit, o Schlechter, zu entfliehen,
Bei dem Mondschein fortzugehen,
Bei dem Lichte wegzuwandern!“
     „Fliehst du, Böser, nicht von hinnen,
Gehst, o Hund, du nicht geschwinde,
Nehme ich des Adlers Klauen,
Nehm’ des Blutaussaugers Krallen,
Nehm’ des Vogels Fleischeszangen,

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Nehm’ des Habichts spitze Zacken,

Daß den Schlechten ich zerdrücke,
Daß das Scheusal ich bezwinge,
Ohne daß der Kopf erbrauset,
Und die Seele überwallet.“
     „Früher floh der grause Lempo,
Floh das liebe Muttersöhnchen,
Als mir Beistand Gott verliehen,
Seine Hülf’ der Schöpfer brachte;
Fliehe du, o Mutterloser,

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Du, o machtberaubtes Wesen,
Empfohlene Zitierweise:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_093.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)