Grabe aus des Wirthen Auge,
Und zerbrich den Kopf der Wirthin,
Krumm’ die Finger du zu Haken,
Krumm dreh’ ihnen du die Köpfe!“
„Sollte dieses wenig frommen,
Flieg als Hahn du auf die Gasse,
Als ein Küchlein zu dem Hofe,
Scheuch die Rosse von der Krippe,
Von dem Freßtrog du das Hornvieh,
Drücke du in Mist die Hörner,
Auf den Boden hin die Schwänze,
Dreh die Augen in die Schiefe,
Und zerbrich mit Kraft die Nacken.“
„Bist du Krankheit, die vom Winde
Her zu mir gesandt, geblasen,
Von der Frühlingsluft geführet,
Gehe auf dem Weg des Windes,
Auf der Bahn der Frühlingslüfte,
Ohne auf dem Baum zu sitzen,
Auf der Erle auszuruhen,
Grade zu dem Kupferberge,
Zu dem kupferreichen Gipfel,
Daß der Wind dich dorten wiege,
Dort die Lüfte dich behüten!“
„Bist vom Himmel du gekommen,
Steige dann zurück zum Himmel,
Und erheb dich in die Lüfte
In die tropfenreichen Wolken,
In die Sterne voll Geflimmer,
Daß du gleich dem Feuer brennest,
Daß du gleich den Flammen glühest
Auf der Sonne langer Laufbahn,
An des Mondes rundem Hofe!“
„Bist du von der Fluth geführet,
Mögst du zu dem Wasser kehren,
In die Fluthen wieder jagen,
Zu dem Rand des schlamm’gen Schlosses,
Zu des Wasserberges Rücken,
Daß dich dort die Fluthen wiegen,
Dort die Wogen fleißig schaukeln!“
„Bist du von den Fluren Kalma’s,
Aus des Hingeschiednen Wohnung,
Kehre in die Heimath wieder,
In den aufgeschwollnen Boden,
In die oft durchwühlte Erde,
Wo das Volk hineingesunken,
Wo die starke Schaar gefallen!“
„Bist du, Thor, von dort gekommen
Aus des Hiisi-Waldes Schluchten,
Aus des Tannendickichts Winkel,
Aus des Föhrenhaines Wohnung,
Banne ich dich nun von dannen,
Zu des Föhrenhaines Wohnung,
In des Tannendickichts Winkel,
Daß du dorten bleiben mögest,
Bis des Bodens Bretter faulen,
Schwamm sich an die Wände setzet
Und herab die Decke stürzet.“
„Werde dich, o Schlechter, bannen,
Werd’, o Unhold, dich vertreiben
Zu des alten Bären Wohnung,
In die morastreichen Thäler,
In die lautentblößten Sümpfe,
In die Quellen voller Leben,
In die starkbewegten Fluthen,
In die Seeen ohne Fische,
In die barschberaubten Wasser.“
„Findst du dorten keine Stätte,
Werde ich dich ferner bannen
Nach des Nordlands weiten Gränzen,
Zu den schößlingsarmen Fluren,
Zu dem ungepflügten Boden,
Ohne Mond und ohne Sonne,
Ohne alle Tageshelle;
Dort ist’s wonnig dir zu leben,
Dort vergnüglich dir zu flattern,
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_092.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)