„Ging zum Meere um zu schwimmen,
Auf des Wassers klarem Rücken,
Fiel hinein, ich armes Hühnchen,
Starb alsbald, ein armes Vöglein;
Nimmer fange du, mein Vater,
Nimmer während deines Lebens
Fische aus des Meeres Fluthen,
Nie aus dieser Wasserstrecke.“
„Ging zum Strande dort zu waschen,
Fiel hinein, ich armes Hühnchen,
Starb alsbald, ein armes Vöglein,
Nimmer magst du, meine Mutter,
Nimmer während deines Lebens
Wasser in den Brotteig gießen,
Aus der breiten Bucht am Hause.“
„Ging zum Strande dort zu waschen,
Ging zum Meere mich zu baden,
Fiel hinein, ich armes Hühnchen,
Nimmer magst du, lieber Bruder,
Nimmer während deines Lebens,
Hier dein muntres Streitroß tränken,
Nie am Strande dieses Meeres!“
„Ging zum Strande dort zu waschen,
Ging zum Meere mich zu baden
Fiel hinein, ich armes Hühnchen,
Starb alsbald, ein armes Vöglein;
Nimmer magst du, liebe Schwester,
Deine lieben Augen waschen
Mit dem Wasser dieser Gegend!
Alles Wasser aus dem Meere
Ist ja Blut aus meinen Adern,
Alle Fische in dem Meere
Sind ja Fleisch von meinem Körper,
Alle Sträucher an dem Strande
Sind ja meine Seitenknochen,
Alles Gras dort an dem Ufer
Also starb das junge Mädchen,
So verschwand das schöne Hühnchen.
Wer wird wohl die Worte melden,
Wer die Rede wohl berichten
Nach dem Haus der schönen Jungfrau,
Nach dem Heimathshof der Hübschen?
Wird der Bär die Worte melden,
Er die Rede hin berichten!
Kann die Worte nicht berichten,
Wer wird wohl die Worte melden,
Wer die Rede wohl berichten
Nach dem Haus der schönen Jungfrau,
Nach dem Heimathshof der Hübschen?
Wird der Wolf die Worte melden,
Er die Rede hinberichten?
Kann die Worte nicht berichten,
Stürzet auf die Lämmerheerde.
Wer wird wohl die Worte melden,
Nach dem Haus der schönen Jungfrau,
Nach dem Heimathshof der Hübschen?
Wird der Fuchs die Worte melden,
Er die Rede hinberichten?
Kann die Worte nicht berichten,
Stürzet auf die Gänseheerde.
Wer wird wohl die Worte melden,
Wer die Rede wohl berichten
Nach dem Haus der schönen Jungfrau,
Wird der Has’ die Worte melden,
Er die Rede hinberichten?
Dieser gab gar wahr zur Antwort:
„Bei mir soll das Wort nicht bleiben.“
Hastig lief sodann der Hase,
Lief voll Eile fort der Langohr,
Gar behende er, der Krummbein,
Gar geschwind mit schiefem Munde
Nach dem Haus der schönen Jungfrau
Lief behende hin zur Badstub’;
Hockte an der Schwelle nieder,
Voll von Mädchen ist die Badstub’,
Haben Besen in den Händen:
Elias Lönnrot, Anton Schiefner (Übers.): Kalewala, das National-Epos der Finnen. Helsingfors: J. E. Frenckell & Sohn, 1852, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kalewala,_das_National-Epos_der_Finnen_-_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)